Albrecht Ackerland über Ole und den Bär

„Da schau her“

Irgendwas stimmt doch da nicht, das habe ich mir gleich gedacht, als Ole Kahn zusagte, auch als Zwei mitzumachen bei der WM. Und weil die verlorene T-Frage eine Schmach für ihn war, so groß wie der Verbrauch seines Sportwagens, ist es um so verwunderlicher, dass er noch dazu so unglaublich brav ist zurzeit. So sehr Deutschland kann doch kein Mensch sein, schon gar kein Ole Kahn!

Als aber vergangene Woche plötzlich ein Braunbär in den bayerischen Alpen auftauchte, da tanzte meine Erkenntnisabteilung des Gehirns: Ein klarer Fall von Seelenwanderung! Oder können Sie mir sagen, warum ein Tier, das wahrscheinlich seit Jahren gemütlich durch die schöne Gebirgslandschaft streift, hie und da mal sein Tätzchen in ein Honigtöpfchen steckt, plötzlich herdenweise Schafe reißt? Ich sag’s Ihnen, das ist der Kahn im Bär! Kurz vor Abreise ins Trainingslager hat der Ole ein bisserl Sigmund Freud gelesen und erkannt, dass sein Es, also das Tier in ihm, sein erfolgreichster Teil in ihm ist.

Weil aber der verweichlichte Klinsmann so sehr auf das Über-Ich, also auf das Gewissen und die Moral im Menschen steht, hat der Ole sein gefährliches Es in Richtung Berge geblasen, und im Trainingslager gibt er sich dank seines verbliebenem Über-Ichs moralisch stark – aber windelweich. Dann aber, vor dem Eröffnungsspiel, trifft Kahn den Bär an der Mittelstation der Zugspitzbahn. Dort bekommt er sein gut trainiertes Es zurück, fährt zurück nach München, beißt Lehmann den Kopf ab, wechselt sich selbst ein wie seinerzeit Günther Netzer im Pokalfinale 1973 – und Deutschland gewinnt ohne auch nur ein einziges Gegentor die WM!

Artikel vom 24.05.2006
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