Albrecht Ackerland über Frühlingsgefühle

„Da schau her“

Lang hat’s heuer mit dem Frühling gedauert. In anderen Jahren gab es um diese Zeit schon die ersten Zeugungen von Paaren, die aus Frühlingsgefühlen heraus entstanden sind. Also die Paare und Paarungen. Die Zeugung dann nicht mehr. Das funktioniert auch im tiefsten Winter. Oder eben nicht.

Bei mir funktioniert auch noch alles bestens, nur bin ich mittlerweile in einem Alter, wo man nicht mehr so unbedingt von Frühlingsgefühlen geplagt wird. Oder von Frühlingsgefühlen beglückt: das sollte ja eigentlich die Regel sein. Es fehlt einfach diese starke Testosteron-Übersäuerung, die Mitschuld hat an dieser besonderen zwischenmenschlichen Magnetwirkung.

Allerdings: wenn die ersten Maisonnenstrahlen blitzen, und im Englischen Garten eine dieser wunderschönen Studentinnen daherkommt, ach, bildhübsch, aus Mecklenburg-Vorpommern, mit rosa Polohemd und Zuchtperlenohrringen, dann möchte ich oft...

...ihr ins Gesicht plärren, dass die Studenten gefälligst wieder ein bisserl mehr aufbegehren sollen und ausgeflippt daherkommen, ja wofür studieren die denn?!

Aber das gehört jetzt nicht hierher. Außerdem – eingangs schon erwähnt! – hat der Frühling eine ganz bestimmte Funktion. Die sollte vor allem, gleich schließt sich der Kreis, die Fräuleins von der Uni auf sich wirken lassen. Wir brauchen wieder mehr Nachwuchs aus Akademikerkreisen! Vielleicht liegt der Mangel aber auch einfach nur am schlechten Männermaterial, selbst schuld, wenn keiner mehr weiß, wie er richtig münchnerisch aufreißen soll. Da kommt dann entweder die total weichgespülte Nummer oder aber die extraharte, die, wo den Herrschaften das Haargel abbröckelt, so hart geht’s zu.

Ein Ratschlag von mir: eine besonders Holde hab ich einst kennen gelernt, weil ich ihr im Englischen Garten versehentlich ein Frisbee an den Kopf geworfen hab. So hat man das in den Achtzigern gemacht! Ist aber wahrscheinlich auch nicht der Königsweg.

Von einem alten Tipp muss ich aber jetzt noch dringend abraten: Hunde. Ach, jeder einen Hund an der Leine, und die Schüchternsten treffen sich. Haben ja schließlich eine Gemeinsamkeit. Die einzige Gemeinsamkeit aber ist, dass ungefähr alles, was grasgrün und gehweggrau ist, zugeschissen wird. Wenn ich dann reintrete, bekommt das am Schluss noch eine Studentin aus Mecklenburg-Vorpommern zu hören, die zufällig grad vorbeikommt. Dann ist sie so verschreckt, dass der ganze Frühling nichts mehr ausrichten kann.

Artikel vom 04.05.2006
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