Der »Tag der Archive« lädt auch in Schwabing zum Blick hinter die Kulissen

Schwabing · Das Gedächtnis der Stadt

Stöbern in den »Gedächtnissen der Stadt« beim »Tag der Archive«: unter anderem auch im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in der Schönfeldstraße 3.  Foto: VA

Stöbern in den »Gedächtnissen der Stadt« beim »Tag der Archive«: unter anderem auch im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in der Schönfeldstraße 3. Foto: VA

Schwabing · Unter dem Motto »Vielfalt des Erinnerns« geben 27 Münchner Archive am kommenden Samstag, 6. Mai, von 10 bis 17 Uhr, interessierten Münchnerinnen und Münchnern Einblick in ihre Bestände. Der Eintritt ist frei. Bundesweit findet der Aktionstag nach 2001 und 2004 zum dritten Mal statt, rund 400 Archive beteiligen sich in Deutschland.

Doch von wegen staubgrau und trocken: die Münchner Archive präsentieren sich an diesem Tag mit spannenden und interessanten Exponaten, Führungen und Ausstellungen. Und das kommt an: Allein in München blickten vor zwei Jahren 3.000 Münchner hinter die Kulissen – auch des »Gedächtnisses der Stadt«, dem Stadtarchiv in der Winzererstraße 68.

Pro Jahr übernimmt die Einrichtung gegenüber des Nordbads, die bereits seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar ist, hunderte von Metern »archivwürdiger« Unterlagen aus städtischen Registraturen zur dauernden Aufbewahrung. Neben Akten und Amtsbüchern handelt es sich dabei auch um Karten, Pläne, Bild- und Tonmaterial sowie sonstige Datenträger. Daneben erwirbt und sammelt das Archiv stadthistorisch wichtige Dokumente aus Privatbesitz. Durch die archivische Erfassung wird das eingegangene Material sowohl für die Benutzung durch die städtische Verwaltung als auch für die allgemeine Öffentlichkeit aufbereitet. Dank seiner vom Mittelalter bis in die jüngste Vergangenheit reichenden Bestände ist das Stadtarchiv die zentrale Dienststelle für alle Fragen zur Stadtgeschichte.

Zum »Tag der Archive« bietet das Stadtarchiv in verschiedener Hinsicht Einblick in seine Bestände: in einer kleinen Ausstellung werden sowohl die klassischen archivischen Bereiche der »Urkunden und Akten« als auch die Sammlungsbereiche »Nachlässe«, »Jüdische Geschichte« und »Historisches Bildarchiv« vorgestellt. Wie man in einem Archiv Ordnung hält und recherchiert, behandelt das Thema »Findmittel«. Dass Archivgut keineswegs – wie immer wieder fälschlicherweise angenommen wird – in staubig-dunklen Kellern lagert, können die Besucher bei Magazinführungen um 10, 12 und 15 Uhr erfahren. Die Rundgänge führen durch den vom Architekten Hans-Busso von Busse konzeptionierten modernen Magazintrakt des Stadtarchivs, der nicht nur dort bereits kilometerlange Bestände beherbergt, sondern auch das erforderliche Raumvolumen für die laufende Aktenüberlieferung bereitstellt.

Historische Filmaufnahmen von München aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts veranschaulichen um 11 und 13 Uhr in besonders lebendiger Weise das Stadtleben, die Stadtentwicklung und das Geschehen rund um große und kleine Ereignisse. Darunter auch so kuriose Szenen wie die über den Einzug der Mieter in eine Neuhauser Großsiedlung Anfang der 30er Jahre, erzählt Elisabeth Angermair. »Da bringen manche ihre Möbel mit Handkarren, mit Pferdefuhrwerken und manche auch schon per Auto – das illustriert schön das Alltagsleben vor gut 75 Jahren.« Die Auswahl von Wochenschauen und kurzen Dokumentarfilmen zeigt aber auch politische und kulturelle Veranstaltungen, sportliche Höhepunkte oder die Kriegszerstörung Münchens.

Daneben lässt sich im Stadtarchiv am Samstag eines der umfangreichsten Musiklexika weltweit erleben: das »Bayerische Musiker-Lexikon Online«, das derzeit am Institut für Musikgeschichte der Uni entsteht. Per Computer kann man sich auf die Suche nach Personen der Münchner Musikgeschichte aus fünf Jahrhunderten begeben: von Orlando di Lasso über Herzog Max in Bayern bis zu Sergiu Celibidache. Das Programm zum »Tag der Archive« gibt es unter www.archive-muenchen.de. Michaela Schmid

Artikel vom 03.05.2006
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