Die Portokosten sinken, sobald das Briefmonopol fällt

München - „Unternehmen werden einige Millionen im Jahr sparen“

14,50 Euro spart jeder Bundesbürger pro Jahr an Portokosten, wenn das Briefmonopol fällt. Foto: Archiv

14,50 Euro spart jeder Bundesbürger pro Jahr an Portokosten, wenn das Briefmonopol fällt. Foto: Archiv

Wenn das Briefmonopol der Deutschen Post Ende 2007 fällt, wird das Briefeschreiben wahrscheinlich billiger. Das ist das Ergebnis einer Studie der Hamburger Unternehmensberatung Putz und Partner. Privatpersonen sparen dann wohl 14,50 Euro im Jahr, entscheidend profitieren könnten größere Unternehmen und Behörden. Bei Institutionen mit einem großen Briefaufkommen rechnet Putz und Partner mit Portoeinsparungen in Höhe von mehreren Millionen Euro.

Jeder Bundesbürger bekommt rund 200 – und versendet neun oder zehn Briefe pro Jahr, so die Schätzungen der Unternehmensberatung. Entsprechend sind die direkten Wirkungen auf Privathaushalte eher gering. „Im Schnitt werden Privatkunden der Postdienstleister lediglich rund 90 Cent pro Jahr sparen“, sagt Unternehmensberater Thorsten Schulz. „Das macht das Kraut nicht fett.“ Aber Privathaushalte profitieren auch durch die Minderung der so genannten indirekten Kosten.

Industrielle Versender und Poststellen – etwa von Kontoauszügen und Rechnungen – geben ihre Portokosten oftmals direkt an ihre Endkunden weiter. Entsprechend werde die Portominderung den Durchschnittsbürger erreichen, so die Hoffnung von Putz und Partner. Die Unternehmensberatung schätzt, dass dabei durchschnittlich 14,50 Euro im Jahr heraus springen.

Unternehmen und Behörden dagegen werden die Porto-Einsparungen mit Freude auf ihren Bilanzen nachlesen können. Schulz rechnet vor: „Ein Kleinunternehmen versendet 40 unsortierte Briefe täglich und wird nach dem Fall des Briefmonopols 880 Euro im Jahr sparen.“ Der örtlichen Niederlassung eines bundesweiten Versicherungskonzerns blieben pro Jahr sogar 200.000 Euro übrig – und bundesweit gerechnet wird ein Großkonzern pro Jahr vier Millionen Euro weniger Portokosten haben. „Das sind Hochrechnungen, die wir auf Basis der Zahlen, mit denen die Konkurrenten der Post kalkulieren, erstellen konnten“, erläutert Schulz.

Nicht nur von billigeren Preisen übrigens werden Postkunden nach Wegfall des Monopols profitieren: auch mit verbessertem Service sowie neuen Dienstleistungen sei zu rechnen. Schulz: „Beispielsweise können Sendungen künftig besser verfolgt werden und es wird Hotlines geben, die Kunden konkret betreuen werden.“ Bislang seien Postdienstleister, die innovative und serviceorientierte Angebote schaffen wollen, im Hintertreffen. „Durch die Beschränkungen des Monopols haben sie keine ausreichende Geschäftsgrundlage“, so Schulz. Überhaupt sei künftig davon auszugehen, dass wegen all dieser Vorteile mehr Briefe verschickt werden: „In Österreich wird pro Kopf doppelt so viel versendet wie in Deutschland, in den USA sogar drei Mal so viel“, sagt Schulz. „Der Grund: Die Porti dort sind erschwinglicher. Wir gehen davon aus, dass auch hier der Briefmarkt künftig mehr boomen wird: Zum einen wegen der attraktiven Preise, zum anderen, weil schärfer gegen illegales Telefonmarketing vorgegangen wird und Firmen in der Folge wieder auf den Postversand zurückgreifen.“

Allerdings bringen die Einsparungen manchen Menschen auch Nachteile – und zwar den Beschäftigten. Denn die niedrigeren Briefmarkenpreise werden sich ergeben, weil die Mitbewerber des Gelben Riesen an Löhnen sparen: „Vor allem bei den Zustellern hat die Deutsche Post enorme Personalkosten – hier haben Konkurrenten jede Menge Einsparpotenzial“, sagt Schulz. Gut für den Endkunden, schlecht für die Angestellten: „Freilich wird oftmals Lohndumping betrieben werden.“ Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 27.04.2006
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