Fachmesse »inoventec« verblüfft nicht mit Rekorden sondern mit Ideen

Garching · Drahtloser Lebensretter

Steht vielleicht irgendwann neben Blutdruckmessern im Regal: Unternehmer Dr. Tosja K. Zywietz stellt auf der »inoventec« sein drahtloses »BlueECG« vor. gf

Steht vielleicht irgendwann neben Blutdruckmessern im Regal: Unternehmer Dr. Tosja K. Zywietz stellt auf der »inoventec« sein drahtloses »BlueECG« vor. gf

Garching · Von einem Boom spricht keiner. Und spricht man Dr. Franz Glatz, Geschäftsführer des Garchinger Gründerzentrums »gate«, auf die dritte »inoventec«, Fachmesse für Technologie-Innovationen, an, scheint das auch ganz in seinem Sinne zu sein: »Ich möchte, dass sich das Projekt schrittweise entwickelt.«

Deshalb glänzt die »inoventec« in diesem Jahr auch nicht wieder mit rekordverdächtigen Ausstellerzahlen und kühnen Besucherprognosen. 45 Aussteller haben sich angemeldet und etwa 600 Besucher werden erwartet – im Vorjahr waren es 39 Aussteller und 422 Besucher. Dies gab Glatz auf der Pressekonferenz zur »inoventec« im Gründerzentrum »gate« am Donnerstag, 27. April, bekannt.

Auch der prominente Besuch fällt heuer kleiner aus. Der damalige Bayerische Wirtschaftsminister hatte 2005 zwar sein Kommen für heuer fest zugesagt – aber Otto Wiesheu ist nicht mehr im Amt und Erwin Huber ist derzeit nicht im Lande. Als Stellvertreter hat sich Staatssekretär Hans Spitzner angekündigt.

Abseits von Besucherzahlen, Polit-Promi-Geflüster und Rekordjagd weiß die Fachmesse heuer wieder mit ihren Innovationen zu beeindrucken. Die 45 Unternehmen – gut die Hälfte reine Start-Up-Firmen – stellen zum Teil verblüffende kreative Erfindungen im High-Tech-Bereich vor. Stand im vergangenen Jahr noch ein System zum Einsatz virtueller Welten im Autobau im Mittelpunkt, gehört heuer eine medizinische Innovation zu den Publikumsmagneten. Die Firma Biosigna mit Sitz im »gate« hat gemeinsam mit einem Erlangener Unternehmen für Medizintechnik ein drahtloses EKG-System entwickelt. Dr. Trosja K. Zywietz, Geschäftsführer von Biosigna: »Anhand eines EKG-Diagramms lassen sich Herzstörungen, die etwa zu einem Infarkt führen können, rechtzeitig erkennen. Das Problem war bisher, so ein EKG eben auch zum richtigen Zeitpunkt zu erstellen.« Die Idee hinter dem »Cardio-Wecker« ist, ein tragbares EKG-Gerät für den Hausgebrauch zu entwickeln.

»Die Bluetooth-Technologie hat uns schließlich letzte technische Hürden genommen.« Jetzt sendet das mobile Herzstrommessgerät die gesammelten Daten an einen stationären Empfänger. Dort werden die Werte mit speziellen mathematischen Formeln ausgewertet und auf diese Weise eine automatische Diagnose erstellt. »Mein Vater hat 35 Jahre an der automatisierten Diagnostik geforscht«, beschreibt Zywietz die Anfänge von Biosigna, die er jetzt fortsetzt.

Dabei sieht Zywietz die Anwendungsmöglichkeiten nicht nur in der Forschung, etwa bei großen medizinischen Studien, bei denen die Daten der mobilen Sensoren via Internet gesammelt und ausgewertet werden könnten. »Vor allem Risikopatienten könnten schon zu Hause von dieser Technologie profitieren.« Bisher lebten Viele in der Angst, von einem Herzinfarkt überrascht zu werden. »Das drahtlose EKG-System könnte für eine rechtzeitige Warnung sorgen«, meint der Entwickler. Noch ist die automatische Diagnostik nicht vollends ausgereift. Zwei Jahre wird er seiner Entwicklungsarbeit wohl noch geben müssen, so Zywietz. »Aber irgendwann wird der Cardio-Wecker im Laden stehen wie ein Blutdruckmesser und könnte Leben retten.« Vorerst sorgt er für Staunen auf der »inoventec« in Garching. G. Feind

Artikel vom 18.04.2006
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