Albrecht Ackerland über Ostern

»Da schau her«

Seit Jahren frage ich mich, ob das stimmt, dass übriggebliebene Schoko-Nikoläuse wieder auspapierlt werden und zu Ostern eine Hasen-Folie bekommen. Also hab ich mich mit verschiedenen Nikoläusen, Weihnachtsmännern und einem Santa-Klaus eingedeckt, um sie jetzt mit Osterhasenkostümen einzuwickeln. Falscher Hase, selbstgemacht!

Aber was muss kommen: der Virus! Meine ganze Osterpassion ist dahin. Plötzlich heißt es, man dürfe keine Eier mehr ausblasen wegen der Vogelgrippe – das ganze Ostern ist in Gefahr. Fehlt nur noch ein Schweinepesterl irgendwo, dann ist der gute Osterschinken auch noch passé.

Allerdings: wenn ich so nachdenke, ist Ostern, seit ich denken kann, ernährungsmäßig ohnehin ganz schön ungesund. Übermäßiger Eierkonsum hat schon vor der Vogelgrippe übelste Verstopfungen herbeigeführt, vom Cholesterinspiegel ganz zu schweigen. Schokolade macht die Zähne kaputt. Und lange zu fasten, um dann nach vierzig Tagen schon zum Frühstück eine Phantastilliarde Kalorien reinzuschlingen – das klingt irgendwie auch nicht sonderlich gesund.

Außerdem würde mich auch interessieren, wie viele Herzinfarkt-Tote es schon gab, weil irgendwelche Hundsgrippeln in Ministrantentracht Kanonenschläge im Holzhaufen platziert haben, der wenig später zum Osterfeuer werden sollte. Oder war ich damals der einzige, dem so was einfiel?

Nun gut: Trotz H5N1-Virus hab ich die Nikolaus-Hase-Wandlung vollzogen, besser versucht zu vollziehen. Aber die Papierl sind immer schon beim Auswickeln zerrissen, und gepasst hätten sie sowieso nicht. Die ganze Schokolade, die übrig war, hab ich eingeschmolzen und bei mir im Hof versteckt. Irgendwer wird den Klumpen schon finden. Und wenn’s der Osterhase selbst ist – falls der heuer überhaupt kommt. Einen Marder hat die Vogelgrippe schließlich schon dahingerafft. Da ist es zum Lepus Osterus auch nicht mehr weit.

Artikel vom 13.04.2006
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