Albrecht Ackerland über Flughafentransfers

»Da schau her«

Geschäftsmänner wie ich müssen oft kurzfristig zum Flughafen. Zwar reise ich ungefähr alle fünf Jahre wirklich geschäftlich, andererseits betrachte ich in meinem Leben eigentlich alles als beruflich verwertbar, also ist auch der ergatterte 1-Euro-Flug nach Prag eine Art Geschäftsreise, schließlich trinke ich dort viel Bier und verstehe trotzdem kein Wort, was später sicherlich in irgendeiner Form verwertbar sein wird.

Auch wenn wieder eine Cousine vierten Grades unbedingt heiraten muss, und das auch noch im Burgenland, dann nehme ich den Flieger nach Wien, was auch beruflich interessant ist, denn ich schaue dann halt, ob das immer noch stimmt, dass jeder Zweite in der Luft Tomatensaft trinkt. Wenn ich zum Flughafen muss, dann bin ich wie jeder normale Mensch immer viel zu spät dran, bin also auf einen schnellen Transfer zum Flughafen angewiesen.

„Ein klarer Fall, der Ackerland braucht den Transrapid“, werden Sie jetzt vielleicht sagen. Stimmt ja auch, Edmund Stoiber hatte mit seiner flammenden Rede anlässlich des Münchner CSU-Neujahrsempfangs schon 2002 Recht: „Wenn Sie – vom Hauptbahnhof in München – mit zehn Minuten – ohne dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen – am am Hauptbahnhof in München, starten Sie ihren Flug – zehn Minuten...“ Ja, das wäre mein Ding! Gleich am Hauptbahnhof wegfliegen! Ohne das lästige Erdinger Moos! Stadtflughäfen sind sowieso stark im Kommen. Stoiber allerdings meinte und meinte das aber ganz anders. „Wenn Sie vom Flug- vom vom Hauptbahnhof starten – Sie steigen in den Hauptbahnhof ein, Sie fahren mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen in an den Flughafen Franz-Josef Strauss, dann starten Sie praktisch hier am Hauptbahnhof in München...“

Traumhaft wäre das schon: Einfach in den Hauptbahnhof einsteigen und mit ihm wegfliegen – ist doch praktisch, so ein eigener Hauptbahnhof im Reisegepäck. Leider aber alles Träumerei, tatsächlich will der Stoiber einfach nur den Transrapid, neuerdings noch mehr, weil ihn jetzt schon die Chinesen wie eine windige Gucci-Sonnenbrille kopieren. Nur: mit der FJS-Betonwüste im Moos ist schon so viel an Natur kaputtgegangen, da muss nicht auch noch eine Trasse her, die nicht nur aberwitzig viel kostet, sondern auch noch viel mehr von der Landschaft kaputt macht.

Deswegen steige ich auch weiterhin, wenn ich ins Burgenland muss, in die S-Bahn zum Flughafen, ärgere mich jedes Mal, warum die jetzt unbedingt in Daglfing und Englschalking und Halbergmoos halten muss, und warum ich nicht einfach in den Hauptbahnhof einsteigen kann und durchfahren, zumindest zum Franz-Josef raus. Kann doch nicht so schwer sein. Wenn ich mich dann fertig geärgert hab, dann träume ich davon, dass endlich das Beamen erfunden wird! Was glauben Sie, was das erst für eine Stoiber-Rede gibt!

Artikel vom 23.03.2006
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