Nadine Nöhmaier über das beste Nachtleben der Stadt

München - Halligalli mit Helden und Heiligen

Mister Sex: Juanes wird am Freitag etliche Münchnerinnen betören.

Mister Sex: Juanes wird am Freitag etliche Münchnerinnen betören.

Ein bisschen irre klingt er schon, dieser Xavier Naidoo, der auch bekannt ist als „Jesus der Hitparaden“ („Spiegel“): Seine Geburtsstadt Mannheim soll das neue Jerusalem sein, der dortige Hausberg Königstuhl der Berg Zion - und er wird nicht müde, uns zu mahnen: „Wenn der Herr nicht hilft, muss der Mensch es richten.“

Vielleicht hat er erkannt, dass es der Mensch beispielsweise über die Politik richten könnte – in seinem neuen Album nämlich äußert sich Naidoo mehr politisch denn religiös. Wer jedenfalls seine Wanderpredigt live hören will: am Montag singt er ab 20 Uhr in der Olympiahalle. Amen. Einen Gegenpol dazu gibt's am Mittwoch ab 21 Uhr in der Schrannenhalle auf die Ohren - denn definitiv nicht christlich gesinnt sind „Absynthe Minded“: Die belgische Band spielt hymnisch, herzergreifend – und „lodernd wie Höllenfeuer“. Das schreibt sie zumindest selbst über sich. Konkret bedeutet das, dass sie gerne Krach machen mit sämtlichen Stilen der Vorkriegsjahre: mit Kabarett, Ragtime, Balkan-Folklore, Jazz und Klezmer. All das packen sie jedoch immer in einen gezügelten Indiepop-Rahmen. Beim Konzert wollen sie vor allem ihr neues Werk „New Day“ unters Volk bringen.

Schmusebrav wird's schließlich am Donnerstag ab 20 Uhr in der Elserhalle – Marc Terenzi, unter anderem bekannt als Sarah Connors Ehemann, kann sich dann zumindest kurzzeitig von seiner Göttergattin losreißen, um München mit seinen Lovesongs zu beglücken. Bestimmt nicht schmusig, dafür politisch sind „Attwenger“, ein österreichisches Mundart-Rap-Duo: Am Donnerstag spielen sie im Studio 1 des Bayerischen Rundfunks – und starten damit eine Konzertreihe: Die „Bavarian Open Sessions“. Hinter der neuen Veranstaltung verbirgt sich eine alte Idee: Eine bekannte Band nimmt einen Newcomer huckepack, beide rocken die gleiche Bühne – und schwupps! – sind beide berühmt. Klingt nach Nächstenliebe. „Attwenger“ jedenfalls geben der Münchner Band „Kamerakino“ Schützenhilfe, die zwar keine Unbekannten mehr sind in der Stadt - aber a bisserl was geht allaweil noch. Ab 20.30 Uhr.

Wer dagegen am Freitag bei Juanes keine unchristlichen Gedanken hat – dem ist nicht mehr zu helfen. Mister Sex, der aussieht wie ein wilder Antonio Banderas, bringt ab 20.30 Uhr seinen Misch aus Rock und kolumbianischer Folklore in den Zenith. Und was ihn nahezu unwiderstehlich macht: er hat neben seinen feurigen Augen auch noch klare Ziele im Kopf: Er will den Menschen ins Gewissen singen. Sein Hit „A Dios le Pido“ beispielsweise ist ein eindringlicher Appell für ein Ende des Bürgerkriegs in Kolumbien – wenn auch ein poetisch formulierter. Ab 20.30 Uhr im Zenith.

Rumms! Da kommen die „Bolzplatz Heroes“ schon derber daher. Die Band, über die meist mit dem Zusatz „da spielt doch der Flo von den Sportfreunden mit“ gesprochen wird, spielt am Samstag, den 18. März, ab 21 Uhr im Atomic Café. Und ja: Stimmt. Bei den „Bolzplatz“-Helden trommelt auch der Mäcki von „The Notwist“ – und der Markus von „Cosmic Casino“ zupft die Gitarre. Wir kombinieren: Mal wieder eine Indiepopband mit deutschen Texten. Aber: leider daneben, Watson: Was die „Heroes“ unters Volk bolzen, geht als Hardcore durch – mit englischen Texten. Yeah: Wir sind Heroes!

Artikel vom 09.03.2006
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