Albrecht Ackerland über Das Alpenglühen

„Da schau her”

Man muss schon mal ehrlich sein können, auch wenn die Wahrheit in diesen Tagen nicht besonders schön ist. Zum Beispiel darf man jetzt als strenger Katholik nur mehr saustarkes Bier trinken für ein paar Wochen. Dann fällt Ostern aus, weil’s wegen dem Vogerlschnupfen keine Eier gibt. Die heißersehnte WM findet auch nicht statt, wie’s momentan ausschaut. In diesen Tagen frag ich mich öfter: Was bleibt uns eigentlich noch?

Doch dann fällt mir immer wieder ein, dass ich ja ein Münchner bin. Und in München, da muss man jetzt auch mal ehrlich genug sein – in München geht’s uns ja eigentlich halb so schlimm. Denn: wir haben den Föhn, das gute Leitungswasser, und alle haben wir ein Paar Ski im Keller. Woran liegt’s? Die Berge sind vor der Haustüre!

Wer hat denn das schon: ein astreines Gebirgsquellwasser aus dem Rohr in der Stadt, eine halbe Stunde Autofahrt nach Spitzing und ein bacherlwarmes Lüftlein bei Sonnenschein, wenn’s in der ganzen Republik kalt ist und runternässt? Mehr noch: wir müssen nur am Hauptbahnhof in die Oberlandbahn steigen, was zum Vorteil hat, dass man auf der Hütten ein paar Weißbier mehr zwicken kann, als wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Und auf eine Gipfelhütt’n schafft man’s in weit weniger als zwei Stunden – auch mit der Bahn. Soll mir einer noch mal sagen, dass es in der Lüneburger Heide auch schön sein kann! Da gibt’s ja noch nicht mal ein Weißbier, geschweige denn einen Steinhaufen, der so schöne Momente liefern kann, wie es bestimmt kein Rauschmittel vermag. Ich sag nur Alpenglühen! Ach was: Schneegipfel und Hochnebel und Enzian – alles ist schön. Sogar der Alpenkitsch für die Touristen. Da kann man schon mal ehrlich sein.

Artikel vom 02.03.2006
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