Albrecht Ackerland über Fasching

»Da schau her«

Jetzt juckt mich die Faschingsgaudi doch ein bisserl. Wenn bald der Vogerlschnupfen zu uns kommt, dann wird’s ja ernst genug. Deswegen hab ich jetzt auch eines meiner wichtigsten Prinzipien geändert, das lautete: Verkleidung vermeiden. Auch wenn mir da jetzt vielleicht ein Zacken aus dem Hahnenkamm fällt, und ich Federn lassen muss. Doch jetzt geht’s um die Putenwurst, da kann man doch nicht einfach den Schnabel halten.

Also Verkleidung: Da ja jetzt die Vögel aussterben, muss man diese nicht nur wunderschöne, sondern auch vielfach wohlschmeckende Tiersorte schon noch würdigen. Also heraus mit dem Federkleid!

Allerdings könnte man auch einfach als Mensch gehen – ist er doch der nächste, der dran ist. Und schnell ist man im Mozartjahr angekommen: die „Zauberflöte“ wird schließlich bald zu ihrem Schöpfer in den Himmel fliegen müssen – oder kann mir einer erklären, wie einer mit Beruf Vogelfänger das alles überleben will? Das ist höchstens in einer modernen Inszenierung mit Gasmaske und Schutzanzug zu schaffen. Am Münchner Gärtnerplatztheater? Ein Spatzenhirn, der das glaubt. Also schnell die Flöte geholt und als Papageno auf den Viktualienmarkt. Am besten gleich zum Lisl-Karlstadt-Brunnen, dort, wo die verwirrten Tauben gurren.

Wem das zuviel des Geschnatters ist, dem reicht auch Tinte auf der Feder: flugs „H5N1“ aufs Hemd geschrieben, und schon ist ein Spaß gelegt. Oder eine Mahnung. Oder Würdigung. Ich allerdings werde als „Tamiflu“-Packung gehen. Denn insgeheim hoffe ich auf eine Medikamentenspende von dem Schweizer Konzern, der das gefragte Präparat herstellt. Nein, ich will nicht das gefragte Grippemittel, weil ich am Faschingsdienstag mit einer Werbung schleiche. Ich hoffe auf Reste von etwas anderem – damit in meinem Kopf der Fasching ewig währt: Im Labor von „La Roche“ hat Albert Hofmann einst das LSD erfunden.

So überlebe ich auch den Vogerlschnupfen: Der gute Hofmann wurde kürzlich hundert und ist quicklebendig. „Tamiflu“ braucht der sicher nicht. Und ich brauch keine Papageien mehr. In meinem Kopf wird Farbe genug sein. Doch bitte schwärzen Sie mich nicht an, denn LSD ist in Deutschland verboten. Nicht, dass ich noch landen muss: im Zeiserlwagen.

Artikel vom 23.02.2006
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