Münchens orthodoxe Christen feierten im Stadtteil das »Fest der Epiphanie«

Haidhausen · Gesegnetes Isarwasser

Tradition der orthodoxen Christen am 6. Januar: die Wasserweihe. Münchens gläubige Griechen zelebrieren das auf der Praterinsel an der Isar. 	Foto: Privat

Tradition der orthodoxen Christen am 6. Januar: die Wasserweihe. Münchens gläubige Griechen zelebrieren das auf der Praterinsel an der Isar. Foto: Privat

Haidhausen · Wenn am 6. Januar die Drei Heiligen Könige von Haus zu Haus ziehen und dieses segnen, weiht die griechisch-orthodoxe Kirche in Bayern an diesem Tag nicht das Haus, sondern das Wasser der Isar – von der Praterinsel aus. So auch vergangenen Freitag vor zahlreichen Gläubigen und Prominenz wie Oberbürgermeister Ude oder Staatssekretär Dr. Otmar Bernhard.

Am 6. Januar feiern orthodoxe Christen – schätzungsweise 60.000 leben in München – das Fest der Epiphanie (Erscheinung des Herrn). Dabei wird der Taufe Jesu im Fluss Jordan durch Johannes den Täufer und der Niederkunft des Heiligen Geistes gedacht. »Bei der Segnung des Wassers wird ein Holzkreuz ins Wasser geworfen und später wieder herausgefischt«, erklärt Apostolos Malamoussis, griechisch-orthodoxer Erzpriester in Bayern.

An diesem Tag werden aber nicht nur Flüsse gesegnet, sondern auch Quellen und Brunnen: »In Griechenland sogar das Meer. Junge kräftige Griechen holen das Kreuz wieder heraus«, schildert Malamoussis. Wer das schafft, ist dann das ganze Jahr von besonderem Glück gesegnet. Knackige Griechen, die tollkühn in die eiskalte Isar hechteten, gab es aber bei der Prozedur vergangene Woche nicht zu sehen. Schwimmen in der Isar ist an der Praterinsel polizeilich verboten. So improvisierten die Münchner Griechen und banden einfach Schnüre an das Kreuz.

Ein paar Meter weiter südlich, am Johannisplatz, zelebrierte auch die bulgarisch-orthodoxe Kirche Münchens die Wasserweihe – allerdings eher im Kleinen, in einer Art Taufbecken. Die Gläubigen wurden mit dem geweihten Wasser besprengt und nahmen es in kleinen Fläschchen mit nach Hause.

»Nach dem Fluss, in dem Jesus getauft wurde, wird dieser Tag auch ›Jordanstag‹ genannt. Jordan ist in Bulgarien auch ein beliebter und häufiger Männername«, erzählt Priester Nedialko Kalinov von der bulgarisch-orthodoxen Kirche in München, »Hl. Kliment Ochridski«. Seit 1982 gibt es die Gemeinde und seit 1985 feiert sie ihre Gottesdienste in der Unterkirche von St. Johann Baptist. Kalinov ist einer der fünf bulgarisch-orthodoxen Priester für ganz Deutschland und als einziger zuständig für Baden-Württemberg und Bayern. Und so ist er oft unterwegs zu seinen Schäfchen in Süddeutschland, zu Taufen oder Beerdigungen. An Ostern, dem höchsten Fest der Orthodoxen und »die anstrengendste Woche im Jahr« für Priester Kalinov, kommen aber alle zu ihm. Statt normal rund 40 füllen an diesem Tag etwa 1.000 Gottesdienstbesucher aus ganz München und auch Bayern die Kirche.

Katholische, evangelische und orthodoxe Kirche sind in der Liturgie und im Glaubensbekenntnis relativ identisch und arbeiten zusammen: so wurde die bulgarisch-orthodoxe Kirche bisher von beiden finanziell unterstützt. Auch wenn der Betrag dramatisch geschrumpft sei, erzählt Kalinov. Bei den Orthodoxen gebe es keine Kirchensteuer, die Gemeinde sei auf Spenden angewiesen. Unterschiede gebe es in der Sprache, in Bräuchen wie der Wasserweihe und im Kalender. Die orthodoxen Griechen und Bulgaren leben nach dem gregorianischen Kalender, wie Katholiken und Protestanten. Orthodoxen, Serben und Russen dagegen richten sich nach dem julianischen Kalender: sie feierten erst am 6. Januar Weihnachten. Michaela Schmid

Artikel vom 10.01.2006
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