Albrecht Ackerland über Vorsätze

»Da schau her«

Offensichtlich brauchen die Menschen etwas, um sich selbst peinigen zu können. Warum sonst stirbt dieser Kram mit den „guten Vorsätzen“ einfach nicht aus? Das soll Sie jetzt aber keinesfalls daran hindern, sich gute Vorsätze zu machen – auch unter dem Jahr. Denn ohne Vorsätze gibt es schließlich kaum Ergebnisse, und wenn, dann nur zufällige. Oder fahrlässige. Aber wir wollen hier ja nicht von Verbrechen sprechen.Also ist es doch gut, wenn sich jeder etwas vornimmt zum neuen Jahr?

Wollen wir nicht vorankommen und rauskommen aus dem Jammertal? Ja. Doch jedem dürfte klar sein, dass so mancher „gute“ Vorsatz schon kürzeste Zeit nach seiner Geburt dem Tod geweiht ist. Weniger Alkohol? Prosit Neujahr! Ist noch was von dem hervorragenden Tropfen da? Trinken Sie mit mir ein Schnapserl aufs Neue? Weniger Rauchen? „Oh, das neue Jahr fängt ja schon gut an. Jemand hat mein Feuer geklaut. Hätten Sie zufällig eins?“ Selbstverständlich für die allerletzte Zigarette. Oder zumindest eine der allerletzten der nächsten 365 Tage.

Weniger Fernsehen im neuen Jahr? Den Kater an Neujahr kann man eigentlich nur mit eher einfach gestrickten Spielfilmen durchstehen – Hirn auf Standby ist das Motto.

So hatte auch ich meine Standard-Vorsätze. Und so habe auch ich pünktlich zum Start von 2006 dagegen verstoßen. Das gehört sich auch so, wie ich finde. Denn wer ohne Schuld ist, der bestelle um halb eins einen Milchshake.

Allerdings: meine wahrhaften Vorsätze versuche ich einzuhalten. Ob diese Vorsätze aber „gut“ sind, das tut jetzt nichts zur Sache. Ich habe mir vorgenommen, im neuen Jahr noch weniger zu jammern – was nicht bedeuten soll, dass ich meine gepflegte Grantelei aufhöre, um Gottes Willen!

Mein wichtigster Vorsatz aber ist, zumindest bis jetzt, dass ich mit dem Schweini und dem Poldi und wenn’s denn sein muss auch mit dem Klinsi Weltmeister werde. Es muss ja seinen Sinn haben, dass ich meinen Weißbiergenuss nicht aufgebe. Wenn das nämlich schief geht mit der WM, bin ich wenigstens nicht allein mit der Pein des Scheiterns.

Artikel vom 05.01.2006
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