Zuerst die Löwen und dann die anderen

Ein echter Löwe: Toni Sontheimer.Foto: 1860

Ein echter Löwe: Toni Sontheimer.Foto: 1860

Als Leiter des Ordnungsdienstes des TSV 1860 München ist Anton Sontheimer (59) oft Tag und Nacht im Einsatz. Wenn seine Frau dabei nicht mitspielen würde, wäre der Job nicht zu machen. Seit seiner Kindheit ist der »Toni«, wie er auf der Geschäftsstelle von den Mitarbeitern genannt wird, ein Sechzger-Fan. »Als Kinder durften wir damals während des Spiels hinter dem Tor beinahe an der Auslinie stehen. Kaum war das Spiel zu Ende, liefen viele auf das Feld. Alle wollten zu Pele. Natürlich bin ich mitgelaufen, und nach einiger Überlegung habe ich mich sogar getraut, meine Hand auf seine Schulter zu legen.«

Seit 30 Jahren hat er mittlerweile dafür zu sorgen, dass genau das nicht passiert. 65 Ordner stehen ihm bei jedem Spiel zur Verfügung, in der Allianz Arena deutlich mehr als noch vor einem Jahr im Grünwalder Stadion. »Dabei sind wir mittlerweile nur noch für den Innenraum zuständig. Die Ordner in den Außenbereichen und im Stadionumlauf stellt der Veranstaltungsdienst Mayr.« Viel zu wenig Personal – Sontheimer sucht immer noch nach Verstärkung. Dabei hofft er vor allem, dass die Löwen bald wieder in der Ersten Bundesliga spielen. Freitags- und Montagsspiele sind dem ehemaligen Bankangestellten ein Dorn im Auge.

»Viele sind schließlich berufstätig und können nicht jedes Mal für die Löwen da sein.« Gerade jetzt in den kälteren Monaten sei das ein Problem. Um so mehr wirbt Sontheimer für weiteres Personal. »Dabei haben wir eigentlich nur echte Löwenfans in unseren Reihen. Darauf achte ich prinzipiell sehr.« Andere würde er gar keine einstellen, sagt Sontheimer. »Das hätte keinen Wert.« Gerade bei den Heimspielen stehen Sontheimers Mannen unter besonderer Beobachtung. Hintergrund ist die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr. »Der ein oder andere ist bei der WM vielleicht im Einsatz.«

Ordner bei den Löwen zu sein heißt auch, auf bestimmte Dinge verzichten zu müssen. »Vom Spiel selbst sehen meine Leute gar nichts, da sie die ganze Zeit auf die Zuschauer blicken müssen und somit dem Platz den Rücken zukehren.« Auch gibt es für das Ordnungspersonal keinen Verdienst, sondern eine Aufwandsentschädigung, die »nicht annähernd im Verhältnis zu dem steht, was geleistet wird«. Nach jedem Spiel ein oder zwei Bier, eine Brotzeit. Den Idealismus spürt man, wenn Sontheimer spricht. Dennoch macht ihm und seinen Leuten der Job Spaß. »Immerhin kann man sagen, dass wir in der Zeit, in der ich Leiter des Ordnungsdienstes bin (seit 1994, d.Red.), jede prekäre Situation beinahe reibungslos gemeistert haben.« Darauf ist er stolz.

Auch im Verein verschafft ihm das Anerkennung. Mit Stadionmanager Bernd Ingerling pflegt er ein freundschaftliches Verhältnis. »Jedes Anliegen ist bei ihm in guten Händen. Auf ihn können wir uns immer verlassen.« Die Betonung liegt bewusst auf »wir«. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist Sontheimer wichtig. So gibt es neben den jährlichen Oktoberfesttreffen und Weihnachtsfeiern, die der Verein großzügig unterstützt, etwa alle zwei Jahre einen gemeinschaftlichen Ausflug. »Zuletzt waren wir auf einer Floßfahrt. Leider hat das Wetter nicht so ganz mitgespielt. Wir wurden sowohl von draußen als auch von drinnen nass.«

Drei Mal in der Woche ist Sontheimer auf der Geschäftsstelle, rechnet mit der Buchhaltung ab und bespricht mit Stadionmanager Ingerling die Vorgehensweise beim nächsten Spiel. »Wir sind schließlich alle Angestellte des Vereins«, so Sontheimer. »Bei Spielen unserer U19 und der Zweiten Mannschaft teile ich nächtelang die Ordner ein.« Dazu kommen weitere Veranstaltungen wie der Tag der offenen Tür, Delegiertenversammlungen und der offizielle Auftritt der Mannschaft auf dem Oktoberfest. »Wenn irgendeine öffentliche Veranstaltung beim TSV 1860 stattfindet, werden wir gebraucht.« Keine Frage – ohne den Ordnungsdienst der Löwen geht’s nicht. Und zu den Kontakten mit den Spielern kommt es bei der Arbeit ohnehin – wenn auch zur Zeit nicht mehr solche Weltstars auflaufen wie einst Pele.

Der Ordnungsdienst der Löwen sucht noch nach Verstärkung. Bewerbungen (erst ab 18 Jahren möglich) mit Lichtbild bitte an folgende Adresse: TSV München von 1860 GmbH & Co.KGaA »Ordnungsdienst« Grünwalder Straße 114 81547 München

Artikel vom 29.11.2005
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