„Da schau her“

Sparen, Sparen, Sparen! Manchmal wünschte ich mir, unsere Sprache würde sich dieses Wort einsparen. Und doch: tun müssen wir es ja derzeit so ziemlich alle. Neuerdings heize ich nur noch einen Raum in meiner Wohnung, ich höre meine Musik leiser, weil das Strom und Ärger mit den Nachbarn einspart, ich rauche kaum noch – Zigaretten sind sowieso das Teuerste – und wenn Frau Strahler aus dem dritten Stock zu Besuch kommt, dann gibt’s für sie keinen Prosecco „Spumante" mehr, sondern einen „Frizzante“ – in den ist die Kohlensäure nur reingepumpt, deswegen ist auch keine Sektsteuer drauf.

Und die Strahlerin merkt’s eh nicht. Ihren Spaß hat sie trotzdem. Gott sei Dank, denn sie hat auch sonst nicht viel zu lachen, die Arme, weil sie noch viel mehr sparen muss als ich.

Die Stadt München muss auch sparen, jeder weiß das, seit längerem schon heißt es, sie stehe kurz vor der Pleite. Dabei gäbe es doch ein paar recht tolle Möglichkeiten, wie wieder ein bisserl mehr Pinke ins Stadtsackerl reinfließen könnte. Etwa beim Christkindlmarkt: er naht, und eigentlich könnte man doch einfach die ganze Zone innerhalb vom Altstadtring zur Christkindlzone erklären – mit süßer nie klingenden Glocken und klingeling und bimbambumm! Die Stadt erhielte dadurch unglaublich mehr Standlmiete, weil ja die ganze Innenstadt zugerammelt wäre mit Buden.

Mich würde es nicht stören – und die meisten von Ihnen echten Münchnern sicherlich auch nicht: Wer geht denn schon im Advent freiwillig ins Zentrum? Nur Auswärtige und Verrückte, möchte man meinen. Und das Argument lässt sich auch leicht entkräften, dass das doch nur noch ein einziger Kommerzwahnsinn wäre – quadratkilometerweise Christkindlmarkt: es ist doch sowieso alles Kommerz dort, eigentlich immer, seit der neuen Schrannenhalle noch viel mehr und in der Vorweihnachtszeit sowieso.

Also? Gut, oder? München hätte einen neuen Superlativ. Nach dem weltgrößten Volksfest käme gleich noch der weltgrößte Ramsch-, nein, Weihnachtsmarkt. Ist Ihnen zu durchgedreht, mein Vorschlag? Sie müssen ja nicht hingehen, denn die Devise heißt doch...

Artikel vom 10.11.2005
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