Der EHC München sammelt weiter Punkte; Publikum allerdings sammelt er nicht

Neue Halle - neue Zuschauer?

Gibt sich endlich zweitligatauglich: Der EHC München.

Gibt sich endlich zweitligatauglich: Der EHC München.

Langsam wird es besorgniserregend: Der EHC München präsentiert sich in dieser Saison nach Anlaufschwierigkeiten mittlerweile durchaus als zweitligatauglicher Verein. Nach 16 Spielen stehen immerhin 18 Punkte auf der Habenseite. Im DEB-Pokal wurden mit den Kölner Haien und den Hamburg Freezers sogar zwei DEL-Clubs aus dem Wettbewerb gekegelt.

Trotzdem scheint das die Münchner Bürger nicht wirklich zu interessieren. Wie sonst ist es zu erklären, dass der EHC München nach acht Heimspielen in der Bundesliga mit durchschnittlich 1.825 Besuchern lediglich auf dem zehnten Rang in der Zuschauergunst rangiert? Dabei ist München mit Abstand die größte Stadt der Bundesliga! Dennoch lockt die Bundesliga-Mannschaft nicht wesentlich mehr Fans in die 1967 eröffnete Eishalle als noch zu Bayern- und Oberliga-Zeiten. Nur den stets zahlreich mitgereisten Gästefans ist es zu verdanken, dass der Zuschauerschnitt höher ist als in den Vorjahren. Einer, der die Münchner Eishalle sehr gut kennt, ist Schorsch Kink. Der im Februar gefeuerte ehemalige Trainer des EHC München hat Ende der sechziger Jahre beim FC Bayern München und zum Ende seiner Karriere bei dessen Nachfolgeverein, dem EHC München 70, einige Jahre als Spieler sein Geld verdient. "Damals war das natürlich das modernste und beste Stadion, das man sich vorstellen konnte. Zu den Spielen kamen oft 6.000 Zuschauer, obwohl es im Stadion kälter war als heute." Doch auch er glaubt, dass vielleicht nur eine neue Halle die Eishockey-Euphorie nach München bringen könnte. Der Garmischer besucht nämlich nicht nur Spiele des EHC Münchens, um seinen Sohn Schorschie hier spielen zu sehen, sondern er schaut auch oft in Mannheim zu. Dort spielt nämlich sein zweiter Sohn Markus für den DEL-Club Adler Mannheim. In Mannheim wurde erst vor wenigen Wochen eine neue Eisarena eröffnet, die von den Zuschauern begeistert angenommen wurde. "Das ist ein tolles Ding! Die Zuschauer haben viel Platz, es gibt gutes Essen und es ist einfach ein anderes Erlebnis, sich da ein Eishockey-Spiel anzusehen", findet Kink. Doch es bleibt abzuwarten, ob aus den Münchner Stadionplänen tatsächlich etwas wird. Zwar traf sich die Vereinsspitze vor kurzem (wir berichteten) mit einem Stadionbauer - alles andere aber ist momentan reine Spekulation. Vorerst jedenfalls müssen die Spieler weiter versuchen, dem Münchner Publikum Eishockey durch ansehnliche Leistungen schmackhaft zu machen. Und das tun sie derzeit: Am Freitag gab es in Tölz einen 5:2-Auswärtssieg, bei dem sich vor allem der Ex-Tölzer Floppo Zeller mit zwei Toren auszeichnete. Die weiteren Treffer erzielten Basti Schwele, Dan Carlson und John Sicinski. Ein ansehnliches Spiel zeigte auch der letzte Neuzugang des EHC München: Ab sofort steht der 35-jährige Christian Curth den Münchnern als Stand-By-Profi zur Verfügung. Curth spielte lange Jahre in der DEL (auch unter EHC-Coach Gary Prior), ist 52-facher Nationalspieler und war in der letzten Saison noch in Tölz aktiv. Übrigens spielt beim EHC neuerdings auch ein aktueller Nationalspieler: T.J. Guidarelli wurde vom Team USA für den in der kommenden Woche stattfindenden Deutschland-Cup nominiert! Guidarelli erzielte zwar in Tölz kein Tor, dennoch war er an einer folgenreichen Szene beteiligt: Nach einem harten Check gegen die Bande schickte der Schiedsrichter den US-Boy vorzeitig zum Duschen. Damit war allerdings EHC-Coach Prior überhaupt nicht einverstanden: "Das war nie und nimmer eine Spieldauerstrafe. Er wird uns jetzt gegen Straubing fehlen und das kann entscheidend sein", meinte er noch am Freitag. Und er sollte Recht behalten: Ohne Guidarelli verlor der EHC am Sonntag das Derby gegen Straubing äußerst unglücklich mit 3:4 (Tore: Carlson, Burman, Zeller). Das entscheidende Tor fiel dabei erst 50 Sekunden vor Schluss. Diese knappe Niederlage verleitete Prior nach dem Spiel zu einem Zornesausbruch in Richtung Schiedsrichter: "Diese Saison wurden schon so viele Fehlentscheidungen getroffen von den Schiedsrichtern. Und nicht nur bei uns! Wir haben immer alles auf Video und können beweisen, dass wir Recht haben mit unserer Kritik, aber das interessiert die Herren nicht. Das ist sehr, sehr schade!" Filippo Cataldo

Artikel vom 07.11.2005
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