In dieser Serie stellen wir in loser Reihenfolge ungewöhnliche Nachbarn vor

Stadt-Menschen

»Blumentopf«-DJ Sepalot zieht vom Glockenbachviertel in die Welt hinaus, um mit Hip-Hop kulturellen Dialog zu fördern. Fotos: Arno v. Buxhoeveden/Dennis Pernath

»Blumentopf«-DJ Sepalot zieht vom Glockenbachviertel in die Welt hinaus, um mit Hip-Hop kulturellen Dialog zu fördern. Fotos: Arno v. Buxhoeveden/Dennis Pernath

Glockenbachviertel · »Blumentopf«-DJ Sepalot spricht über Hip-Hop im Dienste des Goethe-Instituts – Auf Tournee von Ramallah bis Alexandria. Unterwegs zu sein ist für Sebastian Weiß alias DJ Sepalot nichts Neues. Mit seiner Band »Blumentopf« auf Tour nahm er schon unzählige Kilometer in Deutschland unter die Räder, als DJ operiert er, der im Glockenbachviertel wohnt, sogar international. Doch die nächste Reise, die Anfang November ansteht, hat es wirklich in sich.

Initiiert vom Goethe-Institut, tourt die Hip-Hop-Band dreieinhalb Wochen durch den Nahen Osten, angefangen von Nazareth über Alexandria, Kairo, Jerusalem bis hin ins politisch bebende Ramallah. »Wir hatten schon länger vor, mit dem Goethe-Institut zusammenzuarbeiten«, erklärt Sepalot. »Und aus eigenen Stücken wären wir nie auf die Idee gekommen, eine Nahost-Tour zu machen«. Anfangs überwog die Skepsis, gibt er zu. »Aber irgendwann war uns klar, dass es dort ja nicht nur die Sachen geben kann, die man hier aus den Nachrichten kennt. Wir kennen ja nur die Negativbeispiele. Diese Reise ist eine einmalige Chance, einen eigenen Eindruck zu gewinnen.«

Diese klassischen Vorurteile bezüglich des Nahen Ostens abzubauen sowie einen kulturellen Dialog zu fördern, das sind die Ziele dieser Reise. Um das zu erreichen, wird Sepalot zusammen mit den anderen Mitgliedern des »Blumentopfs« nicht nur auf der Bühne stehen. »Wir wollen und werden viel mit Musikern vor Ort zusammenarbeiten. Es wird Workshops geben und wir werden soviel wie möglich aufnehmen.« Im Hinterkopf spielt Sepalot schon mit dem Gedanken, eine Compilation mit den Ergebnissen dieser Reise herauszubringen. »Aber das hängt noch von vielen Faktoren ab.«

Einer davon, wenn nicht sogar der größte Faktor, ist die Sprachbarriere. »Zwar wird immer ein Dolmetscher bei uns sein, aber alles wird uns der auch nicht übersetzen können. Und wenn wir dann in Ramallah mit einer palästinensischen Rapgruppe auftreten sollen, die aggressive politische Texte hat, dann wird mir schon ein bisschen anders. Wobei man nicht vergessen darf: wir können nicht einschätzen, ob diese Texte tatsächlich so aggressiv sind. Da müssen wir den Leuten einfach vertrauen, dass das so in Ordnung ist.«

Doch diese Sorgen, da ist sich Sepalot sicher, werden schnell von den Eindrücken vor Ort überlagert werden. »Zumal ich mich mittlerweile, auch wenn die Planungen noch nicht abgeschlossen sind und bestimmt oft improvisiert werden muss, sehr auf die Reise freue«, relativiert Sepalot. Lediglich ein Kameramann, der die ganze Reise dokumentiert, fehlt noch. »Das ist eine Frage der Budgetierung. Aber wir arbeiten dran, zur Not zahlen wir das eben selbst. Denn es wäre zu schade, wenn das nicht für die Nachwelt aufgezeichnet werden würde.«

Ein anderes Problem hat sich inzwischen gelöst: »Unser Tontechniker hat mittlerweile auch verstanden, dass wir mit dem Nahen Osten nicht die neuen Bundesländer meinen. Er hatte nur auf einem Ohr zugehört. Als es ihm dann dämmerte, wohin es gehen sollte, wurde ihm ganz mulmig zumute. Aber er ist dabei. Zum Glück.« »Blumentopf« werden von der Nahostreise auf ihrer Website berichten: www.blumentopf.com. Daniel Köhler

Artikel vom 27.10.2005
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