Experten raten zur Vorsicht

München - Reisen trotz Vogelgrippe?

Mit der Ankunft der Vogelgrippe auf dem europäischen Kontinent wächst die Angst vor der Krankheit auch in der deutschen Bevölkerung. Die Regierung ist auf den schlimmsten Fall vorbereitet, wie Deutschlands Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) betont. Aus Frankreich kommen Forderungen nach einer europäischen Koordination.

Wie groß die Gefahr wirklich ist, lässt sich allerdings erst in den kommenden Tagen absehen. Sollte sich herausstellen, dass das in der Türkei erkrankte Geflügel tatsächlich mit dem gefährlichen Virus H5N1 infiziert sei, „werden unsere Notfallpläne sofort greifen“, wie Trittin ankündigt.

Klaus-Jörg Volkmer, fachlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin in Düsseldorf, wies unterdessen darauf hin, dass Reisen in Länder, in denen die Vogelgrippe ausgebrochen ist, dennoch weiterhin ohne größere gesundheitliche Risiken unternommen werden könnten – allerdings sollten die aktuellen Vorsorgeempfehlungen penibel beachtet werden. So sind in den Infektionsgebieten – in zahlreichen Regionen Asiens sowie in der Türkei – „Kontakte mit lebendem Federvieh und rohem Geflügel“ zu vermeiden, so Volkmer.

Ebenso sollte man nicht mit an der Vogelgrippe erkrankten Menschen in Kontakt kommen. Ferner sollten Reisende darauf achten, dass Geflügelfleisch und Eier vor dem Verzehr durchgegart werden, beim Kochen sollte sorgfältigste Hygiene beachtet werden. Wer aus beruflichen Gründen einer höheren Infektionsgefahr ausgesetzt ist, sollte sich mit Schutzkleidung, Atemmaske und eventuell einem virushemmenden Mittel schützen.

Bei Fieber und grippalen Krankheitserscheinungen nach „verdächtigen Tierkontakten“ im Infektionsgebiet rät Volkmer außerdem, einen Arzt aufzusuchen. Selbstverständlich darf zurzeit auch kein Geflügel, keine Eier und Federn aus diversen asiatischen Ländern in die EU eingeführt werden.

Einen Impfstoff gegen die Vogelgrippe gibt es zurzeit übrigens noch nicht. Allerdings hat die Bundesrepublik größere Mengen virushemmender Mittel eingelagert. Diese können eine Infektion zwar nicht verhindern, aber den Verlauf der Krankheit mildern. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung könnte mit den eingelagerten Medikamenten behandelt werden. Der „Nationale Influenza-Plan“ sieht allerdings vor, dass die nötigen Vorräte bei einer Ausbreitung der Grippe auf die Menschen für etwa 20 Prozent ausreichen sollten. Zuerst soll medizinisches Personal, Polizei und Katastrophendienst behandelt werden.

Diese Maßnahmen werden allerdings erst im schlimmsten Fall eingeleitet – dann, wenn sich der H5N1 mit einem „normalen“ Grippevirus vermengt und damit auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Eine weltweite Grippeepidemie mit mehreren Millionen Todesopfern wäre dann kaum zu verhindern. Bisher ist eine Übertragung nur zwischen Vögeln möglich, in seltenen Fällen springt H5N1 auch schon jetzt auf den Mensch über.

Obwohl die Krisenstäbe in Alarmbereitschaft stehen, warnen Politiker vor Überreaktionen. Denn neben dem hoch ansteckenden H5N1-Erreger gibt es zahlreiche ungefährlichere Typen der Vogelgrippe.

Das Zentrum für Reisemedizin informiert täglich aktuell unter www.crm.de über die Entwicklungen der Vogelgrippe, vor allem darüber, welche Länder betroffen sind. Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 13.10.2005
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