Professor Theodor Hänsch von der LMU München erhält den Nobelpreis für Physik

Maxvorstadt · Das ist die perfekte (Licht-)Welle

Professor Theodor Hänsch.  Foto: LMU

Professor Theodor Hänsch. Foto: LMU

Maxvorstadt · Am Dienstag um 12.59 Uhr kam die Einladung via E-Mail an alle Journalisten, die im Adressbuch der Ludwig-Maximilians-Universität stehen. Es ging um eine eilige Angelegenheit – bereits eine Minute später, um 13 Uhr, war im Physikinstitut in der Schellingstraße 4 eine eilige Pressekonferenz anberaumt.

Nicht ohne Grund ein allzu knapper Termin: Theodor Hänsch, seit 1986 Professor für Laserphysik am Max-Planck-Institut für Quantenoptik und am Department für Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität, erhält den diesjährigen Nobelpreis für Physik. Der 63-Jährige teilt sich die Hälfte des Preisgeldes von 1,1 Millionen Euro mit seinem US-Kollegen John Hall, mit dem er seit Jahren zusammen forscht, die andere Hälfte der Auszeichnung wiederum geht an den Amerikaner Roy Glauber.

Eine knappe Stunde zuvor, um fünf nach zwölf, war Hänsch am Dienstag telefonisch vom Generaldirektor der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften darüber informiert worden. Und entsprechend baff, als er dann vor der Presse stand: »Seit ich 16 Jahre war, beschäftige ich mich mit der Physik«, erklärte der gebürtige Heidelberger den zahlreichen Journalisten, die sich hastig in seinem 15-Quadratmeter-Büro versammelt hatten.

»Ich war platt, bin überrascht und sehr glücklich über den Preis. Zuerst bin ich meiner Sekretärin um den Hals gefallen«, sagt er. Erwartet habe er die Auszeichnung nicht, diktierte er den Journalisten weiter in den Block, nicht in diesem Jahr jedenfalls. Damit spielte er darauf an, dass das Nobelpreiskomitee in den vergangenen Jahren die verschiedenen Fachbereiche der Physik stets mit einer gewissen Gleichbehandlung reihum bedacht hatte. Hänsch und Hall aber bekamen den Preis »außer der Reihe« – für die Entwicklung der laserbasierten Präzisionsspektroskopie, einer Art Laser-Lineal. Dieses kann zum Messen und zur Farbbestimmung des Lichts von Atomen und Molekülen verwendet werden. Frequenzen können mit einer bisher nicht gekannten Genauigkeit von 15 Stellen hinter dem Komma bestimmt werden. Die Folge: Atom- oder Quarzuhren geben so die Zeit noch genauer wieder. Und GPS-Systeme – also satellitengestützte Navigation – werden künftig durch Hänschs Erfindung noch exakter laufen.

Der unverheiratete Wissenschaftler, der als äußerst zurückhaltend gilt, hat sein Leben voll und ganz der Physik gewidmet, sogar in seiner Wohnung hat er sich ein kleines Laser-Labor eingerichtet. »Mein Hobby ist die Physik«, sagt er. »Dieser Preis zeigt, dass man auch in Deutschland sehr gut wissenschaftlich arbeiten kann. Nicht nur in Amerika.« Für ihn steht jedenfalls fest, dass er in München bleibt – zum Leben aber auch zum Forschen. So schnell, wie er anberaumt wurde, so schnell war der Pressetermin auch wieder vorbei: Hänsch nämlich musste noch am selben Nachmittag einen Flieger nach San Francisco erwischen. Er hatte zugesagt, dort zum 90. Geburtstag von Charles Townes einen Vortrag zu halten. Townes hatte ein Gerät entwickelt, auf dem Hänschs Arbeit basiert: den Laser. 1964 hatte jener hierfür ebenfalls den Nobelpreis erhalten.

Wie damals Townes wird auch Hänsch die Auszeichnung am 10. Dezember bekommen, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

Artikel vom 06.10.2005
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...