Erste Einrichtung Münchens: 60 Wohnungslose finden Platz in der Orleansstraße

Haidhausen · Alles klar im Clearinghaus

Komfortabler und preisgünstiger als im Notquartier: die Zimmer im Clearinghaus an der Orleansstraße 17.               Fotos: fil

Komfortabler und preisgünstiger als im Notquartier: die Zimmer im Clearinghaus an der Orleansstraße 17. Fotos: fil

Haidhausen · In Trudering wehren sich einige Bewohner noch heftig dagegen, in Haidhausen ist es ab sofort Realität: Am Dienstag eröffnete Sozialreferent Friedrich Graffe das erste neugebaute Clearinghaus Münchens an der Orleanstraße 17.

Hier sollen künftig bis zu 60 wohnungslose Männer, Frauen und Familien bis zu einem halben Jahr lang in abgetrennten Ein-, Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen leben können, »bis wir sie in eine dauerhafte Wohnung vermitteln können«, so Graffe bei der Eröffnung.

Beim Clearinghaus handelt es sich um eine Art betreutes, aber doch selbstständiges Wohnen: Drei Tage in der Woche sei ein Sozialpädagoge im Haus, um die Bewohner unter anderem bei Behördengängen zu unterstützen oder einfach nur, um mit diesen zu reden. Für Kinder gibt es außerdem einen Gruppenraum, in dem bei Bedarf auch Hausaufgabenhilfe angeboten werden kann.

Im Jahr 2001 hatte der Stadtrat erstmals im Rahmen des sogenannten Kommunalen Wohnungsbauförderprogramms zusätzlich zum Bau neuer Sozialwohnungen und neuer Förderungsmöglichkeiten für sozial benachteiligte Menschen auch den Bau von Clearinghäusern beschlossen. Die Vorteile solcher Häuser liegen für Graffe und das Sozialreferat, vor allem im Vergleich zu den ebenfalls in den letzten Jahren vermehrt gegründeten Notunterkünften, auf der Hand: In den Clearinghäusern gibt es abgetrennte Wohnungen, die Bewohner können also sprichwörtlich auch mal die Tür hinter sich schließen.

Außerdem kommt ein Platz im Clearinghaus der Stadt deutlich günstiger als ein Platz in einem wesentlich unbequemeren Notquartier: Statt 10.500 Euro pro Jahr und Person im Notquartier werden im Clearinghaus lediglich 5.900 Euro jährliche Subventionen benötigt. »Das liegt vor allem daran, dass Clearinghäuser auf 40 bis 70 Jahre angelegt sind und daher von langer Hand geplant werden. Notunterkünfte dagegen sind nur wenige Jahre in Betrieb und müssen nach der Nutzung wieder rückgebaut werden«, erklärt Monika Niedermayer vom Sozialreferat.

Bauherr des Clearinghauses ist die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS), die auch als Vermieter auftreten wird. Die Baukosten von insgesamt rund vier Millionen Euro, davon 638.000 Euro aus dem Stadthaushalt, sollen nun durch die Mieteinnahmen der Stadt München wieder refinanziert werden. Sollte das Clearinghaus irgendwann einmal nicht mehr nötig sein, könnten im Haus übrigens sehr schnell Sozialwohnungen entstehen.

Anders als in Trudering, wo der geplante Bau eines Clearinghauses an der Drosselstraße zu massiven Protesten im örtlichen Bezirksausschuss führte, gab es in Haidhausen kaum Diskussionen.

Das mag an den toleranten Bürgern des Stadtteils liegen, aber bestimmt noch mehr daran, dass mit dem Haidhauser Clearinghaus nun endlich die mehr als 60 Jahre alte Baulücke an der Orleans-/Ecke Rosenheimer Straße geschlossen wurde. Die Truderinger würden am geplanten Bauort lieber einen Kindergarten sehen. Filippo Cataldo

Artikel vom 04.10.2005
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