Fluglärmmessung zeigt: Gemessene Belastung geringer als der »gefühlte« Lärm

Garching · Ungeliebte Ohrwürmer

Ein Flieger macht noch keinen Sommer: Bürgermeister Manfred Solbrig (r.) und Matthias Bosse (l.) wissen, dass die Zahl Lärm verursachender Jets zunimmt.

Ein Flieger macht noch keinen Sommer: Bürgermeister Manfred Solbrig (r.) und Matthias Bosse (l.) wissen, dass die Zahl Lärm verursachender Jets zunimmt.

Garching · Die Garchinger kriegen den Lärm von (fast) allen Seiten ab. Zusätzlich zur ohnehin belastenden Autobahn A9 drückt auch Schalldruck aus der Luft ins Ohr. Zwar nicht kontinuierlich, wie von der Straße, aber dafür punktuell – zum Leidwesen vieler Anwohner. Die Universitätsstadt im Münchner Norden liegt im Anflugsbereich zum Flughafen im Erdinger Moos.

Erweiterung des Flughafen Münchens im Erdinger Moos

Wie die jüngste Fluglärmmessung auf dem Schulgelände der Grundschule Ost, nahe Angerlweg, zeigt, sind landende Flugzeuge Hauptursache für die Dröhnung aus der Luft. Der gemessene Dauerschallpegel während der 19-tägigen Messung liegt mit 32 Dezibel – zwei mehr als im Jahr 2000 – noch »bei einem sehr geringen Niveau«, weist der Bericht von Techniker Manfred Wilhelm und Planungsleiter Matthias Bosse aus. »Der Autobahnlärm ist wesentlich schlimmer«, meinte Wilhelm am Rande der offiziellen Präsentation der Ergebnisse am Montag. »Da haben wir an anderen Standorten ganz andere Werte.« In Pulling wurde im Juli ein Flieger-Dauerpegel von 60 Dezibel gemessen.

Einem »harmlos« stimmt aber nicht jeder zu, wusste auch Bürgermeister Manfred Solbrig zu erzählen. Das subjektive Empfinden ließe sich eben nicht in Zahlen ausdrücken. »Je mehr der Flugverkehr zunimmt, umso mehr werden die Jets auch zu hören sein«, lenkte Solbrig mit Blick auf eine geplante dritte Startbahn ein. Die würde zwar bei bisherigem Planungsstand weiter nördlich gebaut, »und damit auch keine zusätzliche Belastung werden«, aber die Flieger-Tendenz bleibe steigend.

Dabei spiele freilich auch das Wetter eine entscheidende Rolle bei der Lärmbelastung, so Wilhelm: »Im Winter ist es vergleichsweise ruhig aber ab April/Mai läuten bei uns (Flughafen, Abteilung Umweltschutz, Anm. d. Red.) die Telefone wieder bis Oktober durch.«

Von klingelnden Telefonen und von möglichst vielen anderen Störgeräuschen abgeschirmt parkte das Messfahrzeug (MFZ), von Wilhelm liebevoll »Die Kiste« genannt, einsam und verlassen gegenüber der Hausmeisterwohnung der Grundschule Ost. Präpariert mit Aufnahme- und Funktechnik sowie einem Mikrofon auf dem Dach zeichnete »Die Kiste« von 3. bis 21. August Fluglärmdaten auf und schickte sie ins Labor am Flughafen.

Dort wurden die Aufzeichnungen mit den Radarbewegungen abgeglichen. »Auf diese Weise können wir sehen, welcher Maschinentyp welchen Lärm verursacht«, erklärte Matthias Bosse die neuen technischen Möglichkeiten. So zeigte sich, dass der einzige Startpegel über 65 Dezibel (Wilhelm: »Eine Dunstabzugshaube ist lauter«) im Messzeitraum von einem Langstreckenflugzeug A340 verursacht worden war. Gerald Feind

Artikel vom 20.09.2005
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