Der EHC München lädt am Sonntag zum Pokal-Kracher gegen Köln

München - Wenn die Pucks um die Ohren fliegen

„Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“, heißt es beim Fußball immer dann, wenn ein Erstligist gegen einen unterklassigen Gegner ausscheidet. Beim Eishockey hat man so einen Satz noch nie gehört. Hier sind die Klassenunterschiede zwischen den Vereinen der einzelnen Ligen nämlich meist viel eklatanter als bei der Volkssportart Fußball.

In jeder Liga wird anders gespielt, in jeder Liga sind andere Qualitäten gefragt: Während es in der drittklassigen Oberliga eher darum geht, die gegnerischen Abwehrreihen schwindlig zu spielen und den Puck dann irgendwie noch ins Tor zu befördern, ist die Spielweise in der Bundesliga deutlich rustikaler: Auf engstem Raum geht es hier darum, sich gegen meist mehrere Gegenspieler zu behaupten. Ein starker Körperbau und gute Stocktechnik sind hierbei das Erfolgsgeheimnis. Und wer schon mal ein DEL-Spiel im Fernsehen gesehen hat, weiß, wieso Eishockey die mit Abstand schnellste Mannschaftssportart der Welt ist...

Dennoch konnten die Mannen vom EHC München im letzten Jahr in der ersten Pokalrunde einen Achtungserfolg für sich verbuchen: Nur knapp musste sich der damalige Oberligist gegen den damaligen Vizemeister und späteren DEL-Meister Eisbären Berlin mit 1:2 geschlagen geben. Die damals von Schorsch Kink trainierte Mannschaft überraschte Fans und Experten mit schnellem Kombinationsspiel und einem schier unerhörten Kampfesdrang. Zeitsprung: Mittlerweile ist aus dem starken Oberligisten EHC München ein ambitionierter Bundesliga-Aufsteiger geworden, der diese Klasse in der kommenden Woche beginnenden Saison möglichst auch halten möchte. Doch wie schon im vorigen Jahr muss der EHC München kurz vor dem Start der Liga-Saison seine erste Pokalrunde absolvieren. Wie im letzten Jahr werden die Münchner dort auf eine Spitzenmannschaft aus der DEL treffen.

Am morgigen Sonntag um 15 Uhr empfangen sie in der heimischen Olympia-Eishalle die vom ehemaligen Bundestrainer Hans Zach trainierten Kölner Haie. Zwar ist der Klassenunterschied zwischen beiden Vereinen dieses Mal etwas kleiner, trotzdem käme der Einzug in die zweite Runde einer kleinen Sensation gleich. Und zumindest versuchen, die Kölner zu ärgern, werden die Münchner in jedem Fall. Zumal sie auf einen Spieler treffen, mit dem das Team noch eine Rechnung zu begleichen hat: Im Tor der Kölner steht Nationaltorwart Oliver Jonas. Der 26-jährige gebürtige Münchner stand letztes Jahr noch im Kasten der Berliner Eisbären und war mit seinen tollen Paraden in erster Linie dafür verantwortlich, dass die Berliner nicht mit einer Blamage im Gepäck nach Hause fahren mussten. Für die diesjährigen Münchner Stürmer, die auch letztes Jahr im Spiel dabei waren, wird es sicherlich eine Extra-Motivation sein, Jonas ein paar Pucks um die Ohren zu schlagen.

Für etwas Optimismus beim EHC sorgen außerdem die eigenen Goalies. Publikumsliebling Joey Vollmer war schon im vorigen Jahr nicht schlechter als der Nationalgoalie Jonas und Neuzugang Leonhard Wild ist nicht nur genau so stark wie Vollmer, sondern hat mit den Kölnern auch noch ein ganz persönliches Hühnchen zu rupfen: Wild spielte von 2002 bis 2004 in Köln, kam aber nie über die Rolle des Back-Ups hinaus. Nun steht Wild, der 2004 übrigens schon einmal Pokalsieger wurde, zusammen mit Joey Vollmer, der im vergangenen Jahr als Ausleihspieler für Ingolstadt zum Pokalhelden wurde, im Kader der Münchner.

Wer von den beiden am Sonntag spielen wird, ist noch offen. Während der Vorbereitungsspiele gab EHC-Coach Gary Prior beiden etwa gleich viel Spielzeit – und überzeugen konnten dabei beide. Prior selbst wollte sich bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht festlegen und meinte, dass beide gleiche Chancen hätten.

Sorgen muss er sich auch eher um seine Abwehr: Sie ist zwar durch die Neuzugänge Rich Bronilla (aus Bremerhaven), Christopher Schadewald, Alexander Schuster (beide aus Bietigheim), Ferdinand Zink und Markus Eberl (beide aus Landshut) deutlich stärker einzuschätzen als in der vergangenen Saison, aber noch immer nicht der Paradeteil der Mannschaft. Vor allem, wenn sich Mike Burman und Bronilla auch im Sturm eingemischt haben und die Stürmer nicht schnell genug nach hinten gerückt sind, hat es in den Vorbereitungsspielen lichterloh gebrannt in der Münchner Abwehrhälfte.

Als ähnlich ausgeglichen, aber ungleich stärker als im letzten Jahr präsentierten sich bisher die Stürmer des EHC. Vor allem die Sturmduos John Sicinski/Kris Goodjohn und T.J. Guidarelli/Dan Carlson wirbelten in der Vorbereitung gehörig die gegnerischen Abwehrreihen durcheinander und sorgten auch für einige schöne Tore.

Freuen können sich Eishockey-Fans auf jeden Fall auf den Pokalschlager am Sonntag. Zumal im Anschluss des Spiels ausgerechnet in München die zweite Pokalrunde ausgelost wird.

Angekündigt zum Pokalspiel hat sich übrigens auch Löwen-Präsident Karl Auer. Erst vergangene Woche hatten beide Vereine eine Partnerschaft angedacht, die gemeinsame Fanaktionen und Jugendcamps beinhalten könnte. EHC-Präsident Jürgen Bochanski kann sich auch vorstellen, dass Löwen-Fans mit ihren Tickets für die Allianz Arena ermäßigt zum EHC kommen könnten. Solche Aktionen gab es übrigens schon in den achtziger Jahren und waren nicht zuletzt dafür ausschlaggebend, dass Hedos München damals zu einem Verein mit ähnlichem Kultstatus avancierte wie 1860 München. Davon ist zwar der EHC noch meilenweit entfernt, aber jeder Kult fängt schließlich mal klein an. Vielleicht folgt ja schon am Sonntag der Startschuss. Von Filippo Cataldo

Der Pokal-Kracher: EHC München vs. Kölner Haie am Sonntag, den 11. September, ab 15 Uhr, in der Münchner Olympiaeishalle.

Artikel vom 08.09.2005
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