Der Denker und Musikmacher Funny van Dannen lässt in der Registratur die Gefühle tanzen

Genie des Trivialen

Hat einen lustigen Namen und macht auch sonst Laune: Funny van Dannen. Foto: VA

Hat einen lustigen Namen und macht auch sonst Laune: Funny van Dannen. Foto: VA

Der Mann ist so ottonormal, wie man nur sein kann. Er spielt mit wenigen Griffen Gitarre – ausschließlich einfache Melodien, und begleitet auf diese Weise seine unaufwendige Stimme. Er sieht auch nicht wie Robbie Williams aus. Dennoch sind seine Lesungen und Konzerte meist ausverkauft. Von Ex-Viva-Moderatorin Charlotte Roche wird er überdies als „Deutschlands bester Songwriter", vom „Stern“ als „Star“ und von der „Zeit“ als „Genie des Trivialen“ bezeichnet. Und warum? Ganz einfach: Wenn Funny von Dannen singt, tanzen die Gefühle.

Wer die ganze Nacht mit Gott gesoffen hat, den Bundeskanzler im Garten zelten lässt, zusieht, wie Fleisch fressende Uni-Gebäude Freunde verschlucken, wem Adolf Hitler beim Fußballtraining zuschaut – der steckt mitten drin in van Dannens Welt. Absurde, tiefsinnige, tragisch-komische Geschichten sind seine Spezialität, gesungener- wie geschriebenerweise. Van Dannens jüngstes Buch „Neues von Gott“ landete im vergangenen Jahr übrigens auf der Bestseller-Liste des „Spiegels“. Zu Recht: Schließlich hatte er bereits damals, schneller als die Union, einen Erfolg versprechenden Kanzlerkandidaten parat: Sich selbst. Van Dannen beschrieb, wie er quasi über Nacht Bundeskanzler wurde. Gerhard Schröder hatte ihm nach der Wahl die Schlüssel übergeben und ihm Glück gewünscht. Um „interne Krisen“ zu vermeiden, machte van Dannen daraufhin einen Pakt mit seiner Frau: Im Bett wird nicht über Politik geredet.

Nicht nur in seinen Geschichten, auch im echten Leben gilt der Schriftsteller und Liedermacher als harmoniesüchtig – und als geselliger Mensch, der keineswegs im Elfenbeinturm der Komödie oder Kunst lebt. Ursprünglich ist der Vater von vier Kindern gelernter Werbegrafiker, doch lieber als seinen Brotberuf mag er das Musikmachen in seinen Berliner Punk- und Jazz-Bands. Sein Credo: „Ich könnte mehr Geld verdienen, besser leben könnte ich nicht.“

Ende des Jahres veröffentlicht er eine CD mit diversen Titeln, die nicht mehr auf den letzten Silberling gepasst hatten – und auch viele alte Lieder, die er live und ohne Band aufgenommen hatte. Am Mittwoch und Donnerstag stellt er das Album vorab in der Registratur vor – jeweils ab 20 Uhr. Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 08.09.2005
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