Im Münchner Osten bringt eine Trickbetrüger-Serie Senioren um ihr Erspartes

München-Ost · Obacht vorm Zetteltrick

Wer sich angemeldet hat, wie unsere Fotografin, wird von Herbert Kracker gern begrüßt, ansonsten ist das Seniorenbeiratsmitglied vorsichtig an der Tür. Foto: pa

Wer sich angemeldet hat, wie unsere Fotografin, wird von Herbert Kracker gern begrüßt, ansonsten ist das Seniorenbeiratsmitglied vorsichtig an der Tür. Foto: pa

München-Ost · Eine Serie von ziemlich ähnlichen Trickbetrugsfällen hat es seit gut einer Woche vor allem auf die Senioren im Münchner Osten abgesehen: darunter in der Au, in Untergiesing und in Berg am Laim. Ob es sich bei allen aktuellen Fällen um die gleichen Täter handelt, muss die Polizei noch klären.

Die Vorgehensweise ist jedenfalls immer ähnlich: die Senioren werden auf der Straße angesprochen, der oder die Gauner wollen die schweren Einkaufstüten in die Wohnung bringen. Meist haben sie ihr Opfer schon im Supermarkt beobachtet. In der Wohnung bitten sie um Zettel und Stift, um eine Nachricht zu hinterlassen. Wie am Mittwoch vergangener Woche, 24. August, bei einer 86-jährigen Rentnerin aus der Milchstraße.

Nachdem eine scheinbar hilfsbereite Frau zusammen mit der Seniorin deren Wohnung betreten hatte, klingelte es an der Tür. Draußen standen eine etwa 30 Jahre alte Frau und ein rund 45-jähriger Mann. Unter dem Vorwand, eine Nachricht für jemand hinterlassen zu müssen, betraten sie einfach die Wohnung der erschrockenen Rentnerin. Während die zweite Frau die 86-Jährige in ein Gespräch verwickelte, breitete der Mann ein Betttuch aus, so dass die Seniorin nichts sah. Da wurde die alte Dame misstrauisch und schmiss das dreiste Trio aus der Wohnung. Kurz darauf stellte die Haidhauserin fest, dass Schmuckstücke im Wert von mehreren hundert Euro gestohlen waren.

Bei einem 93-jährigen Berg am Laimer biss die Täterin allerdings auf Granit. Der roch am vergangenen Donnerstagnachmittag den Braten, als eine etwa 25-jährige Frau bei ihm unter dem Vorwand klingelte, etwas für den Nachbarn abgeben zu wollen. Der Mann verweigerte den Wunsch der Frau nach Zettel und Stift, um angeblich eine Nachricht für eine Nachbarin zu hinterlassen, und verschloss die Tür.

Das rät auch das kürzlich gewählte Seniorenbeiratsmitglied für den Stadtbezirk Au-Haidhausen, Herbert Kracker: »Wenn es klingelt, aber niemand sich vorher angemeldet hat, würde ich nicht öffnen, und sei die Neugier auch noch so groß.« Der Seniorenbeirat, überparteilich, überkonfessionell und verbandsunabhängig, setzt sich für die Rechte und Interessen der älteren Bürger ein. Die Seniorenvertretung besteht aus der Delegiertenversammlung – zuletzt gewählt am 15. März diesen Jahres von den über 60-jährigen deutschen und ausländischen Bürgerinnen und Bürgern.

Im Gegensatz zu den Seniorenbeiräten für die Stadtbezirke Ramersdorf-Perlach, Klaus Bode, und Berg am Laim, Joseph Brandstetter, beide »alte Hasen« und langjährig engagiert in den Bezirksausschüssen, bezeichnet sich Kracker als »blutigen Anfänger in der Politik«. 1938 im Lehel geboren, ging der heute 67-Jährige 1954 zum Studieren in die USA. Bei der Luftwaffe war er Flugkapitän, kehrte aber 1970 »wegen des Vietnamkriegs« nach München zurück und war bis zum Ruhestand Flugkapitän bei verschiedenen Fluggesellschaften. Seit Ende der 70er Jahre bis heute lebt er mit seiner Frau in Haidhausen.

Besonderer Service für Fragen zu Rente oder Wohnen: die kostenlosen und vertraulichen Sprechstunden des Seniorenbeirats, die wieder ab 1. September starten: immer Dienstag und Donnerstag, 9 bis 12 Uhr, in der Burgstraße 4. Am 29. September das erste Mal mit Herbert Kracker. Rentenberatung ist jeden 2. und 4. Montag im Monat: jeden dritten Montag im Monat auch ab 16.30 Uhr nach telefonischer Anmeldung unter Tel. 233-2 11 66.

Artikel vom 30.08.2005
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