Auto-Attrappe bringt ein Stück Lebensqualität zurück

Schwabing · Ein Opel der Erinnerungen

Schwabing · Im Münchenstift-Haus an der Rümannstraße parkt jetzt im Garten des beschützenden Bereichs ein dunkelroter Opel Kadett, Baujahr 1990. Allerdings ist das »neue Dienstfahrzeug« alles andere als fahrtüchtig. Die Reifen sind halb im Boden versenkt, der Tank ist leer und in Motor und Getriebe fehlt das Öl. Der Wagen ist von innen nicht verschließbar und die Elektrik ist auch modifiziert.

Aber wenn man in den Opel einsteigt und den Zündschlüssel umdreht, geht das Radio an – auf diese Weise können die demenzkranken Bewohner des beschützenden Bereichs mit ihren Angehörigen oder Betreuern einen »Ausflug in die Vergangenheit« machen. Erinnerungen werden wach: »Weißt Du noch, die Fahrt ins Grüne?« Schöne Gedanken sind es, die wieder hochkommen. Sie machen auch das Leben mit der Krankheit wieder schöner, geben Lebensqualität. Und wenn es bei einer dieser Fahrten eine Panne gab – mit Hilfe des »Kfz-Mechanikers« ist die Motorhaube schnell geöffnet. Ein Blick in den Motorraum verrät: Alles an seinem Platz. Ölstab, Motor, Batterie – nur Teile, die auch zur Gefahr werden könnten sind entfernt worden.

Gespendet wurde der rote Opel von der Firma Häusler Automobil GmbH & Co KG München. Sie haben den Wagen auch gleich so aufbereitet, dass er für die Bewohner des beschützenden Bereichs zu keiner Zeit eine Gefahr werden kann. Von der Stahlgruberstiftung, die Fortbildungen bei Unternehmen der Kfz-Innung und Vulkanisierindustrie durchführt, erfuhr das Unternehmen vom Wunsch nach einer lebensnahen Auto-Attrappe. Ins Rollen kam der Stein schließlich bei Gesprächen mit der Stiftungsverwaltung der Landeshauptstadt während einer Veranstaltung. So ist es jetzt den Bewohnern im Münchenstift-Haus an der Rümannstraße möglich, Ausflüge zu machen.

Wenn die Reisenden schließlich erschöpft von ihrer »Spritztour« zurückkehren, lädt ein Pavillion aus Metallgestänge in venezianischem Stil, gleich neben dem geparkten Opel, zum Verweilen ein. Eine feinmaschige Umhüllung schützt dort vor lästigen Insekten. Gespendet wurde dieser Pavillion von Horst Oberländer, dem Lebenspartner einer Mitarbeiterin aus dem betreuten Wohnbereich.

Verwirrte ältere Menschen, die an Demenz erkrankt sind, sind nicht mehr in der Lage, den Alltag mit ihren Vorstellungen von Lebensqualität auszufüllen. Wenn sie aus eigenem Antrieb etwas unternehmen, besteht die Gefahr, dass sie sich dabei verletzen. Außerhalb des vertrauten Raumes sind diese Patienten oft orientierungslos und finden nicht mehr zurück.

Beschützende Wohnbereiche, wie im Münchenstift-Haus, geben diesen Menschen die Möglichkeit, ein für sie normales Alltagsleben zu führen. Dieser Alltag wird schließlich ausgefüllt mit Dingen, die den Bewohnern Sicherheit und Stütze geben und ihnen vertraut sind.

Artikel vom 28.07.2005
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...