Eklat bei Bürgerbefragung um geplantes Bauvorhaben an Bayreuther Straße

Oberföhring · Angst vor Fremdkörpern

Wo sich im Moment noch die Getreideähren im Wind wiegen, sollen bald zwanzig mehrstöckige Wohnhäuser gebaut werden. Foto: maho

Wo sich im Moment noch die Getreideähren im Wind wiegen, sollen bald zwanzig mehrstöckige Wohnhäuser gebaut werden. Foto: maho

Oberföhring · Noch prägen Getreideähren das Bild der Fläche, die in der städtischen Bürokratie als »Bebauungsplan mit Grünordnung Nr. 1957« kursiert. Bald jedoch soll ein größeres Wohngebiet die Bayreuther Straße zwischen Oberföhringer und Effnerstraße komplettieren.

Allerdings: Die Anwohner sind im Moment strikt gegen diese Baupläne, was die städtischen Vertreter bei der Bürgerbefragung am vergangenen Donnerstagabend, 14. Juli, in der Knappertsbuschschule mit aller Wucht zu spüren bekamen.

Die Fülle an Geschossbauten auf dem drei Hektar großen Gebiet ist der Hauptkritikpunkt der Anlieger: Etwa zwanzig mehrstöckige Wohnanlagen und eine Kindertagesstätte sollen auf dem von der Kirche gepachteten Grund hochgezogen werden. In der von Einfamilienhäusern geprägten Gegend würden die Bauten wie »Fremdkörper« wirken. Auf die gewachsene Struktur werde keine Rücksicht genommen, so der allgemeine Tenor. Als besonders unästhetisch befanden die Bürger die »stangenartige« Häuserreihe an der Oberföhringer Straße. Architektur-Experte Franz Kolb fühlte sich durch die angedachten Häuser gar an die »Plattenbauten aus der DDR« erinnert. Überhaupt sei die Planung überhastet und »nicht der Hit«. Planungsreferats-Sprecherin Ute Michel-Grömling dagegen verteidigte den Bau als nötigen Beitrag zum Lärmschutz.

Auch das unvermeidliche Mehr an Verkehr und Parkplatznot sorgte für Unmut bei den Bürgern. Dass der Kindergarten an der viel befahrenen Effnerstraße platziert wird, halten die Bürger sogar für brandgefährlich.

Stadtrat und Kreistagsmitglied Robert Brannekämper sprang den Anwohnern zur Seite: Der CSU-Politiker zeigte kein Verständnis dafür, dass in dem Gebiet keine Ein- und Mehrfamilienhäuser angedacht sind: »Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Besserverdienenden ins Umland abwandern.« Brannekämper stand auch im Mittelpunkt, als das Bauvorhaben zwei Tage zuvor einen Eklat im Bezirksausschuss Bogenhausen ausgelöst hatte. BA-Chefin Christiane Hacker (SPD) verknüpfte die Abstimmung über die Pläne mit diversen anderen Bauvorhaben, die der Unterausschuss Planung für gut befunden hatte.

Ungeschickt nur, dass weder die anwesenden Anwohner noch die CSU-Fraktion dies mitbekommen hatten. Die Christsozialen stimmten deshalb für den Beschluss, obwohl sie zwischenzeitlich auf die Linie der Anwohner umgeschwenkt hatten – eine »Abstimmungspanne«, wie Brannekämper das Malheur erklärte.

Die rot-grüne Ausschussmehrheit weigerte sich jedoch, die Vorlage erneut zur Diskussion zu stellen – woraufhin die Anwohner und Teile der CSU-Fraktion erbost den Raum verließen: »Das ist der bürgerunfreundlichste Bezirksausschuss von allen«, mokierte sich Brannekämper. Die SPD-Abgeordneten hingegen wiesen daraufhin, dass die BA-Meinung ohnehin nicht bindend sei und die Bürger ihrem Unmut besser direkt bei der Bürgerbefragung Luft machen sollten – was sich die Anwohner dann nicht zweimal sagen ließen.

Noch bis morgen, 21. Juli sind die Planungsunterlagen ausgelegt: beim Planungsreferat, Blumenstraße 28 b (Hochhaus), Erdgeschoss, Raum 071 (6.30 bis 20 Uhr) und bei der Stadtteilbibliothek Bogenhausen, Rosenkavalierplatz 16 (von 10 bis 19 Uhr und am Mittwoch bis 19 Uhr). Martin Hoffmann

Artikel vom 19.07.2005
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