Schüler und Lehrer der Simmernschule leiden unter akustischen Verhältnissen

Schwabing · Unzumutbarer Zustand

Schwabing · »Die akustischen Verhältnisse an der Simmernschule sind sehr verbesserungsbedürftig.« So hat Rektorin Gabriele Karrasch die Situation bei den beiden Schwabinger Bezirksausschüssen vorgetragen. Im Gespräch mit den Schwabinger Seiten findet sie deutlichere Worte: »Die Situation ist einfach unzumutbar!«

Unzumutbar deswegen, weil die schlechte Akustik in den hohen Schulräumen und Fluren nicht nur ihrer Meinung nach Schüler und Lehrer krank mache, sondern auch leistungshemmend wirke. Rückendeckung erhält sie von einem Gutachten der Firma Ecophon aus Lübeck, die bereits am 18. und 19. Dezember 2000 die akustischen Verhältnisse in einem Klassenraum der Schule exemplarisch gemessen hat.

Das Ergebnis: In den Räumen herrscht eine Nachhallzeit (Zeit, die der Schall benötigt, um auf 60 Dezibel abzuklingen) von fast 2,3 Sekunden, in der Turnhalle sogar über 3,6 Sekunden. Laut DIN-Norm dürfe der Wert nicht über 0,55 Sekunden liegen, wie Gerhart Tiesler, Mitautor der Studie »Lärmbelastung in Bildungsstätten« der Universität Bremen, sagt.

Also muss die Stadt München als Schulträger in der Simmernschule für Abhilfe sorgen – und nicht nur da. Doch die Situation sei hier jetzt günstig, wie Karrasch meint. Mit der Deckensanierung in den Sommerferien für verbesserten Brandschutz könne man doch die Akustikdecken gleich mitinstallieren. »So einfach ist es nicht«, bremst Jürgen Marek vom Baureferat als Dienstleister des Schulreferats, »die beiden Baumaßnahmen zu kombinieren, ist nicht möglich.« Jedenfalls nicht in diesem Sommer, wenn die Brandschutzmaßnahmen Teil eins gemacht werden. Denn es handelt sich um »zwei haushaltsrechtlich voneinander getrennte Vorgänge«.

Im Sommer 2006, wenn der zweite Teil der Deckensanierung läuft, wäre das ohne Weiteres möglich. Dass jetzt erstmal nur eine Maßnahme durchgeführt wird, sei eine Entscheidung des Schulreferats, so Marek. Der Haken an der Sache: Das kostet Geld – für die Simmernschule 250.000 Euro – Geld, das die Stadt nicht hat. Also habe das Schulreferat vorgeschlagen, erstmal einen Raum in der Grundschule mit einer Akustikdecke auszustatten, einen Raum in der Hauptschule und eine Turnhalle. »Ein Tropfen auf den heißen Stein«, sagt Karrasch und nennt den Vorschlag des Schulreferates, die restlichen 45 Klassenräume im Laufe der nächsten Jahre zu sanieren, eine Farce.

Eine Farce ist es auch, dass einige Lehrer im Sportunterricht auf Ohrenstöpsel zurückgreifen müssen, aber das ist bereits Realität. Schule und Elternbeirat ziehen hier an einem Strang und fordern die Stadt endlich zum Handeln auf. Unterstützung haben sie schon von den Bezirksausschüssen Schwabing-West und Schwabing-Freimann zugesichert bekommen. Doch das Geld muss die Stadt aufbringen. Aus der Verantwortung kommt sie nicht raus, aber den Zeitplan diktiert sie sehr wohl. Der sollte nach der Forderung der Leidtragenden deutlich gestrafft werden, denn, so Karrasch: »Es geht hier um das Wohlbefinden und die Gesundheit.« Carsten Clever-Rott

Artikel vom 14.07.2005
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