Freude in Khao Lak über Spenden aus München

München - „Wie Dreijährige unterm Weihnachtsbaum“

Hans Broeske (r.) und seine Frau Kornelia (2.v.l.) brachten den Erlös aus ihrer Benefizveranstaltung in Grünwald persönlich nach Phuket, um Fischerfamilien und Studenten zu unterstützen. 	Foto: Privat

Hans Broeske (r.) und seine Frau Kornelia (2.v.l.) brachten den Erlös aus ihrer Benefizveranstaltung in Grünwald persönlich nach Phuket, um Fischerfamilien und Studenten zu unterstützen. Foto: Privat

Ein halbes Jahr ist es jetzt her, seit die Tsunami-Welle über Südasien rollte und Tod und Zerstörung brachte – und noch immer ist die Not der unmittelbar Betroffenen kaum gelindert. Doch es gibt auch Lichtblicke: Münchner Prominente haben mit dem Erlös einer vom Grünwalder Architekten Hans Broeske initiierten Spendenaktion, vier thailändischen Fischerfamilien zu einer neuen Existenz verholfen.

Außerdem wird zwölf Studenten, die durch die Katastrophe ihre ganze Familie verloren haben, ermöglicht, ihre Ausbildung abzuschließen. Insgesamt 15.000 Euro sind hierfür zusammengekommen; ein zusätzlicher Hilfsfonds ist für zwei weitere Jahre eingerichtet.

Große Namen der Münchner Fußball- und Promi-Welt haben sich im Februar in einer Grünwalder Pizzeria bei der Spenden-Tombola versammelt: Roy Makaay, Sammy Kuffour und Claudio Pizarro etwa, Ex-Weltmeister Paul Breitner und der Münchner Schauspieler Ottfried Fischer. Am Ende einer langen Nacht waren 15.000 Euro an Spendengeldern beisammen. Mit dem Geld reiste Organisator Broeske einige Wochen später ins Krisengebiet, um es in der verwüsteten Touristenregion um Phuket Not leidenden Familien zugute kommen zu lassen – direkt und ohne bürokratische Hürden.

Zusammen mit seiner Frau fuhr er ins Fischerdorf Khao Lak, das besonders stark von der Welle heimgesucht wurde. 24 Fischerfamilien zählte der Ort vor der Katastrophe – als die Broeskes ankamen, lebten nur noch die Mitglieder von neun Familien. „Wir haben bei einem heimischen Handwerker den Bau von vier Booten in Auftrag gegeben“, erzählt der Grünwalder Architekt. Jedes Boot kostete umgerechnet 2.400 Euro – bei einem Lohn von 40 Euro im Monat wäre für die Fischer nicht im Traum daran zu denken gewesen, das aus eigener Tasche zu bezahlen. Inzwischen sind die Boote fertiggestellt – die Freude der thailändischen Familien ist übergroß: „Sie standen da wie dreijährige Kinder unterm Weihnachtsbaum, die zum ersten Mal ein Geschenk bekommen“, schildert Broeske die Reaktionen.

Mit einem weiteren Hilfsfonds, der auf zwei Jahre angelegt ist und bei Bedarf von Freunden aufgestockt wird, will der Architekt zwölf jungen Studenten ihre Ausbildung finanzieren. Sie befinden sich in einer ähnlich desolaten Lage wie die Fischer: „Viele von ihnen haben ihre ganze Familie verloren und stehen buchstäblich vor dem Nichts“, erzählt Broeske. Vor allem der Wegfall des Tourismus habe die Leute in die Armut getrieben: „Er ist ihre einzige Existenzgrundlage.“

Drei Mitarbeiter vor Ort – Freunde der Broeskes – stellen den Kontakt zu den Studenten her, von der Bank dokumentierte Überweisungen sowie ein ständiger Schriftverkehr mit den Betroffenen belegen die exakte Verwendung des Geldes. Broeske hofft, den Studenten in zwei Jahren soweit geholfen zu haben, dass sie sich eine eigene Existenz aufbauen können – denn dann ist ihr Studium zu Ende. Der Architekt will seine Unterstützung aber nicht von einem konkreten Zeitpunkt abhängig machen: „Wir wollen so lange helfen, bis die jungen Leuten wieder auf eigenen Beinen stehen.“ Von Rafael Sala

Die Flut: 6 Monate später - Die Weltgemeinschaft hatte sich in Spendenaktionen für die Opfer der Tsunami-Flutkatastrophe regelrecht überboten. Allein Deutschland stellte 500 Millionen Euro in Aussicht. Tatsächlich konnten einige Großprojekte wie der Bau von Krankenhäusern in Angriff genommen werden, zahlreiche Hilfsorganisationen nahmen ihre Arbeit auf. Doch inwieweit die Notleidenden in den zerstörten Dörfern selber von den Geldern profitieren, bleibt auch ein halbes Jahr danach dahingestellt. „Medico international“ erhob den Vorwurf, dass es zumindest in Indien und Sri Lanka eine „unglaubliche Fehlverwendung“ von Spenden- und Fördergeldern gebe. Arme Fischer etwa würden gezwungen, die jetzt frei zugänglichen Küstenregionen zu verlassen, um den Anbau von Hotels zu ermöglichen. Der Grünwalder Architekt Hans Broeske hat ähnliche Entwicklungen in Thailand beobachtet. ras

Artikel vom 07.07.2005
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