Albrecht Ackerland über High-Heels

München - "Da schau her"

Vor drei oder vier Jahren war’s. Ein Samstag, und ich war im Glockenbachviertel unterwegs, weil ich dort zum Frühstücken eingeladen war. Ich hatte schon ordentlich einen sitzen – es war ein Weißbierfrühstück. Umso bizarrer war es, als mir ein kreischender Haufen Herren in Damenbekleidung entgegenkam, ungefähr zweieinhalb Meter groß, denn jede der Herrendamen hatte Stöckelschuhe an.

Ich brauchte eine Zeit, bis ich verstanden hatte, dass Christopher-Street-Day war – der Tag, an dem unsere Mitmenschen mit Hang zum eigenen Geschlecht sich selbst und eben ihren Hang feiern. Gut so.

Seit jenem Samstag und dem Stöckelschuherlebnis gehe ich jedes Mal dorthin und schau mir das Rennen an. Rennen? Stöckelschuhrennen! Kein Witz! Soviel Ironie zu sich selbst muss man erst mal finden. Eigentlich würde ich ja selbst gern einmal mitlaufen. Das hat jetzt nichts mit irgend einer besonderen Damenschuh-Passion zu tun, sondern mit meiner Liebe zu allem überzogenem Albernen.

Allerdings hab ich mich noch nie über die Startbedingungen informiert, wahrscheinlich erfülle ich die Anforderungen sowieso nicht.

Morgen, am Sonntag, ist es wieder soweit. Ich geh zu meinem Spezl ins Glockenbachviertel, wir trinken zum Frühstück drei Weißbier, und dann gehen wir zum High-Heel-Race. Wie ich mich schon freue, denn eines muss man den Schwulen lassen: Feiern können sie.

Artikel vom 07.07.2005
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