Deutschlands größtes Studentenfestival

München · Da wo die Weißwurst liegt

Schaut zwar ein bisschen nach Deutschlehrer aus, ist aber ein Freund und Macher von Kalauern und Komödiantentum: Günter Grünwald. Foto: VA

Schaut zwar ein bisschen nach Deutschlehrer aus, ist aber ein Freund und Macher von Kalauern und Komödiantentum: Günter Grünwald. Foto: VA

Er redet einfach nur saudumm daher, aber das macht er zumindest gescheit: Beim Ingolstädter Komödianten Günter Grünwald spielt sich vieles weit unterhalb der Gürtellinie ab; vor fast nichts macht er Halt – und schon gar nicht dort, wo’s menschelt. Nachdem er der Welt in seinem vergangenen Programm gezeigt hat, was guten Geschmack ausmacht, stellt er sich ab sofort selbst in Frage. Denn „Glauben Sie ja nicht, wen Sie da vor sich haben“, heißt seine neue, sechste Show, mit der er derzeit auf Tour ist.

Für seine Auftritte am 8. und 9. Juni im Lustspielhaus gibt es noch Karten. Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr; ebenso gibt es noch Karten für den 15. und 16. Juni, den 4., 11. und 25. Juli. Sie kosten jeweils 20 Euro. Bereits seit 1988 tourt er, der „vor mehr als 45 Jahren auf die Welt gekommen ist“, durch die Lande. „Hart an der Schmerzgrenze“ hieß seine erste Show. Sein fünftes und vorletztes Programm „Botschafter des guten Geschmacks“ hat er laut Eigenaussage von Kardinal Ratzinger lektorieren lassen, „da war garantiert nichts mehr drin, was Anstoß erregen könnte.“ In seiner neuen Show sieht sich Grünwald dagegen als Psychiater kluger Männer.

Irgendwo zwischen Volkes Stimme, eigenem Herrn und intellektuellem Scharfrichter hat sich Grünwald inzwischen positioniert. Von dort aus zeigt er uns, wo der Hammer hängt – und schießt verbal in alle Richtungen. Mode wie Tradition hat er besonders auf dem Kieker: Zum Beispiel liest er aus der Weißwurst die Zukunft ab, lacht über Leute, die statt „Nudeln“ nur noch „Pasta“ essen – und macht aus „Südtirolern“ kurzerhand „Cityroller“. Natürlich rät er auch allen Zuschauern, „am Essen, am Trinken, an Swingerclubbesuchen, aber um Gottes willen nicht an Kabarettbesuchen“ zu sparen.

An seinen Kalauern scheint er auch selbst seine wahre (Schaden-)Freude zu haben, obwohl er mit 45 Jahren eigentlich Schluss machen wollte mit dem Kabarett. Aber schließlich konnte er das Feld doch nicht den Kabarettisten überlassen, die sich „Comedians“ statt „Komödianten“ nennen. Die Zukunft der deutschen Sprache nämlich, das hat ihm damals die Weißwurst geflüstert, wäre dann recht unbairisch gewesen. Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 02.06.2005
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