Matthias Petrus Schaller stellt seine Werkserien aus

Altstadt · Fotografische Kunst

Ein Bild von Matthias Petrus Schaller, mit dem Titel »Päpstlicher Rat für die Familie«.	 Foto: VA

Ein Bild von Matthias Petrus Schaller, mit dem Titel »Päpstlicher Rat für die Familie«. Foto: VA

Altstadt · Die Galerie f5,6, Ludwigstraße 7, zeigt erstmals die Arbeiten des deutschen Fotokünstlers Matthias Petrus Schaller (geb. 1965). Schallers Werkserien sind ausschließlich Innenansichten von Büros und Zimmern und Künstlerateliers. Die Ausstellung geht von Freitag, 3. Juni bis Samstag, 3. September. Eröffnung ist am Donnerstag, 2. Juni, von 18.30 bis 21 Uhr.

Seit 2004 fotografiert Matthias Petrus Schaller in der Kurie des Vatikans in Rom die Büros der Kardinäle des verstorbenen Papst Johannes Paul II. Jeder dieser Kardinäle ist zuständig für ein »Ministerium«. Im Zentrum der stringenten formellen Serie steht immer ein Kardinalsschreibtisch, entleert bis auf einige wenige Spuren, die sich auf dessen Amt beziehen. Diese Arbeiten sind in kürzester Zeit zu einem Historienbild geworden, denn mit dem Tod des Papstes werden alle Kardinalsämter mit der Neuwahl auch neu besetzt.

2002/3 entstand in Neapel eine Serie von »Portraits«, diesmal von Kleinkinderzimmern der sozial höher gestellten Familien Italiens. Diese Kleinkinderzimmer, im Geschmack der Eltern eingerichtet, zeigen mehr auf die Eltern und deren Vorstellungen als auf das Individuum des heranwachsenden Kindes und weisen gleichwohl auf die zeitliche Begrenzung dieser Zimmer hin. Ein Bild eines Kinderzimmers eben ohne dem Kind, oder der Mutter darin wirkt auf den Betrachter entrückt und fast gespenstisch.

In Venedig entstand 2004 eine Serie von Innenansichten venezianischer Häuser, die sich mit dem langsamen Verschwinden der ursprünglichen Einwohner der Stadt auseinandersetzt. Viele dieser Palazzi und Häuser stehen heute fast leer und werden an Touristen vermietet.

Matthias Petrus Schallers Arbeiten sind »Porträts« ohne Modell, die gleichwohl in der Versammlung von Gegenständen, der Ausbreitung von Accessoires und nicht zuletzt in der Wahl des Blickwinkels, im weitesten Sinne durch Rückschlüsse also, den »Protagonisten« umschreiben – im Sinne der circumscriptio. Der Betrachter wird sofort mit seinen eigenen Vorstellungen und Assoziationen über das Leben eines Individuums konfrontiert und sucht nach Spuren in Schallers Bildern, die diese bestätigen. Gleichzeitig arbeitet Schaller mit der Idee des Historischen und des Zeitlich bestimmten, die die Fotografie wie kein anderes künstlerisches Medium innehält.

Schaller lebt zwischen New York und Venedig. Er studierte Anthropologie in Göttingen und erhielt 2004 den Ci Art Award 2004. Die Galerie f5,6 ist Dienstag bis Freitag, von 11 bis 19 Uhr und Samstag, von 12 bis 17 Uhr, geöffnet.

Artikel vom 02.06.2005
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