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Schulhaus an der Flurstraße feiert ab dem 7. Juni 100-jähriges Bestehen
Haidhausen · Schauplatz der Geschichte
Die derzeit rund 210 Flurschüler gruppierten sich zu Ehren des 100-jährigen Jubiläums der Flurschule zu einem ganz besonderen Geburtstagsgruß. Foto: Festschrift
Haidhausen · Schiefertafeln (mit denen in der Schultasche man im Winter wunderbar beim Friedhofsbergl runterrutschen konnte, was zuhause Ärger gab, weil alle naselang eine neue Tafel gekauft werden musste), Suppe von den Amerikanern, aber auch Tatzen auf die Finger mit dem Stock – das sind einige der vielen Erinnerungen ehemaliger Schüler der Flurschule an der Flurstraße 4, die kommende Woche ihr 100-Jähriges feiert.
Zur Festwoche sind auch ehemalige Flurschüler und Schülereltern eingeladen sowie alle interessierten Haidhauser. Auch zum »Älterenabend« am Mittwoch, 8. Juni, 19 Uhr, dem Jubiläumsschulfest am Freitag, 10. Juni, ab 15 Uhr, und einem Benefizabend mit dem Kabarettisten Andreas Rebers am 29. Juni, 20 Uhr. Im Schulhaus ist von 8. bis 10. Juni, jeweils von 18 bis 19 Uhr, eine Ausstellung mit Schülerarbeiten und historischen Dokumenten zur wechselvollen Geschichte der Schule zu sehen.
In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts war die Zahl der schulpflichtigen Kinder in Haidhausen so stark angewachsen, dass die damals bestehenden Schulen (heutige Kirchen-, Wörth-, Bazeilles- und Ernst-Reuter-Schule) bei weitem nicht mehr ausreichten. So entstand 1903 bis 1905 auf einem Acker in einem stattlichen Jugendstilgebäude die fünfte Haidhauser Schule, eine evangelische Bekenntnisschule, die fünfte in München. Der damalige Schulbezirk umfasste den Osten von Giesing bis Ramersdorf, Bogenhausen über Oberföhring bis Trudering. Per Bahn kamen Schüler bis aus Unterhaching oder Vaterstetten.
Mit hellen, großen Schulzimmern, einem Lehrsaal für chemische und physikalische Schülerübungen, zwei Schülerwerkstätten für Holz- und Metallverarbeitung, einem modernen Zeichensaal, Küche, Schulbad und Schulgarten entsprach sie ganz den Ideen des damaligen Münchner Reformpädagogen Georg Kerschensteiner. Die Schule galt als Musterschule, mit Kindergarten und Hort.
In den ersten Jahren wurde die Musterschule 900 Gästen aus dem In- und Ausland, sogar bis aus Japan, vorgeführt. In der Schulchronik spiegeln sich auch die Wirren zweier Weltkriege wider, mit Zweckentfremdung und permanenter Raumnot. Was dort nicht erwähnt wird, kein Schüler direkt miterleben musste, aber jetzt in der Festschrift zum Hundertjährigen zu lesen ist: im Mai 1919 war das Gebäude Hinrichtungsstätte konterrevolutionärer Gruppen in der linken Räterepublik München. 40 Arbeiter wurden erschossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Schulhaus den beschädigten Nachbarschulen als Asyl, da es als einziges von Kriegsschäden verschont geblieben war. Fünf Lehrer gab es und bis zu 80 Kinder saßen damals in einer Klasse.
Nach 1945 wurde aus der evangelischen Bekenntnisschule eine Volksschule, 1967 eine Grundschule. Heute gibt es zudem eine Realschule und einen Kindergarten.
Schulleiterin Marga Kajanne, die seit 28 Jahren Flurschüler unterrichtet, freut sich über ein gewachsenes Schulleben mit Festen und Kursen wie Computer, Schulgarten oder Zirkus. »Die Grundschulzeit«, sagt Kajanne, ist für uns nicht nur eine Vorbereitungszeit auf weiterführende Schulen.« ms
Artikel vom 31.05.2005Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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