Albrecht Ackerland über Neuwahlen

„Da schau her“

Jetzt werden endlich wieder klare Verhältnisse geschaffen. Vielleicht haben Sie es mitbekommen: der Bundestag soll neu gewählt werden. Über das letzte Schmankerl von SPD-Boss Münte hat sich unser Stoiber vielleicht noch etwas geärgert, eigentlich war es ihm aber egal, denn er betreibt ja seit Jahren in Bayern konsequent das Gegenteil einer Kapitalismus-Kritik.

Somit hat uns hier das alles sowieso nicht getroffen. Jetzt aber brennt das Haus bei unserem Edmund, so kann ich’s mir vorstellen. Haben doch der Noch-Kanzler und der Münte Neuwahlen ausgerufen, so, als ob wir mitten in der Weimarer Zeit wären. Denn Sie haben es sicher mitbekommen: nach dem Grundgesetz kann man eigentlich gar keine Neuwahlen ausrufen.

Das alles juckt Herrn Stoiber aber sicherlich weniger, als es ihn wurmt, dass die Herren Oberen von den Roten damit seinen Traum von der Kanzlerschaft abgebrannt haben. Jetzt muss es schnell gehen, jetzt darf nicht noch über ein Jahr gefackelt werden, wie es eigentlich gewesen wäre, und am Ende der Fackelei hätte sich unser Edmund doch wieder nach vorn gekandidatelt.

Außenminister kann er auch nicht werden, das wird schon Guido Westerwelle, was uns wenigstens weltweit bei allen Menschen mit schlechter Haut Sympathien einbringen wird. Dabei übt unser Edmund doch so fleißig im Außendienst – Staatsbesuch hier, USA-Reise dort, immer wieder geht’s ungefragt in die Welt hinaus.

Also wird er Superminister. Für Finanzen. Und Wirtschaft. Wahrscheinlich auch noch für Arbeit. Für Freizeit. Für Laptops. Und für Lederhosen. Uns in München kann das alles ja nur Recht sein. Denn, eingangs schon erwähnt: Die Verhältnisse klären sich. Stoiber geht endlich nach Berlin, da ist er ja eh schon die ganze Zeit und kümmert sich kaum mehr um sein Bayernland. Das erledigt nämlich brav unser Erwin. Somit wird der zünftige Huber auch neuer Ministerpräsident – „Minipräsi“ kann man dann auch zu ihm sagen, stimmt ja in beiderlei Sinn.

Am meisten freue ich mich aber, dass ich wieder richtig „auf die da oben“ schimpfen kann. Endlich weiß ich wieder, woher die ganze Misere kommt, schließlich regieren ja die, die zum Regieren nun mal da sind. Und weniger miserabel wird die Misere kaum werden, höchstens dass die Friseurszunft ein wenig Aufwind bekommt, weil Angela Merkel deutscher Kanzler ist. Die Anderen regieren nun nicht mehr und sitzen wieder da, wo sie hingehören. In der Opposition. Ab Herbst gehe ich wieder zum Stammtisch. Versprochen.

Artikel vom 25.05.2005
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