Jüdisches Waisenhaus mit bewegter Geschichte – Zeugnisse in der Seidlvilla

Schwabing · Antonienheim: Ausstellung verlängert

Auch das Antonienheim konnte jüdischen Kindern keine Sicherheit gegenüber dem Nationalsozialismus geben.	Foto: VA

Auch das Antonienheim konnte jüdischen Kindern keine Sicherheit gegenüber dem Nationalsozialismus geben. Foto: VA

Schwabing · In der Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b, ist die Ausstellung »Das Antonienheim – Geschichte einer jüdischen Sozialeinrichtung« bis zum 3. Juni verlängert worden. Am Mittwoch, 1. Juni führt Werner Gruber, der als Kind im Antonienheim lebte, um 18 Uhr durch die Ausstellung.

Das Antonienheim wurde als jüdisches Waisenhaus 1926 in der Antonienstraße gegründet und bot jüdischen Waisen oder sozial gefährdeten Kindern ein Zuhause. Ab 1933 lebten zunehmend auch Mädchen und Jungen dort, deren Eltern bereits emigriert waren und hofften, ihre Kinder bald nachholen zu können. Im Frühjahr 1942 musste die israelitische Kultusgemeinde das Anwesen an den Lebensborn »zum Einheitswert« verkaufen. Nach Kriegsende wurde das Haus wegen starker Bombenschäden abgerissen.

Einige Kinder des Antonienheims konnten durch rechtzeitige Auswanderung, dem Transport in die nationalsozialistischen Vernichtungslager entgehen, die verbliebenen Kinder und Betreuerinnen kamen in das »Judenlager Milbertshofen«, von dort aus folgten weitere Deportationen. Von den deportierten Kindern überlebten nur fünf. Werner Grube ist einer von ihnen.

Eine Gedenkstelle mit den Fotos der Überlebenden Judith Hirsch und der in Auschwitz ermordeten Merry Gaber erinnert heute in der Antonienstraße an den Leidensweg der Kinder.

Die Ausstellung in der Seidlvilla ist täglich von 12 bis 19 Uhr zu sehen. Vom 26. bis 29. Mai ist die Einrichtung geschlossen.

Artikel vom 24.05.2005
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