Liedermacher Konstantin Wecker singt „am Flussufer“

München · Balladen eines Teilzeit-Rebells

Das Weckerleuchten gibt’s immer noch, obwohl Konstantin Wecker inzwischen 57 Lenze zählt.	Foto: VA

Das Weckerleuchten gibt’s immer noch, obwohl Konstantin Wecker inzwischen 57 Lenze zählt. Foto: VA

Meistens trägt er jetzt eine Brille, doch das „Weckerleuchten“ blitzt wie eh und je aus seinen Augen. Auch, wenn das Funkeln in Konstantin Weckers Augen mit ihm zusammen älter geworden ist – inzwischen 57 Lenze, scheint es immer noch „genug ist nie genug“ zu sagen, was auch der Liedermacher anno 1977 gesungen hat.

Wecker, verheiratet mit einer deutlich jüngeren Frau, Vater von zwei kleinen Kindern, ist noch immer ein Sozialrebell, der gegen Stellenabbau singt („Wenn die Börsianer tanzen“) und sich gegen die braune Flut stemmt („Misch dich ein, sage nein“). Im Jahr 2003 beispielsweise reiste er eine Woche durch den Irak, um für den Frieden zu werben. Und bei der letzten Sicherheitskonferenz in München erinnerte er vor allem an die jüngsten Drohungen der US-Regierung gegen den Iran und hoffte, dass ein Klima geschaffen werde „in dem die Bürger wachgerüttelt werden und Kriegsgegner nicht als Außenseiter erscheinen“.

Aber Wecker ist kein Vollzeit-Rebell mehr. Um es mit seinen Worten zu sagen: „Wer macht si schon di Ploag und revoluzzt an ganzen Dog“. Seine Brötchen verdient er zurzeit mehr mit kommerziellen Produktionen als mit rebellischen Aufrufen. Mit der Komposition für das neue Füssener Ludwig Zwo-Musical beispielsweise.

Auch auf seiner neuen CD „Am Flussufer“ sind mehr poetische Lieder als revolutionäre Schlachtrufe zu finden. Und forderte Wecker in seinen Balladen früher noch stündliche Sonnenuntergänge, reicht es ihm inzwischen, sinnierend „am Flussufer“ zu sitzen.

Der Tod wird mehr zum Thema, als die Revolution. Noch viel mehr als früher, etwa in „Statistisch erwiesen“: „Wer fremd geht, holt sich die Syphilis, Zirrhose oder Zügellosen, und je nach Mode ist Hodenkrebs die Strafe für zu enge Hosen.“ In „Präposthum“ besingt er einen 70-jährigen, der endlich das Leben genießen möchte und folglich von den Erben entmündigt wird. Und in „Das ganze schrecklich schöne Leben“ wünscht er sich, er wäre nochmals fünf, sechs Jahre alt.

Für sein Konzert am Samstag, 23. April, ab 20 Uhr im Circus Kronen gibt es noch einige Restkarten – für 29,60 Euro. Am 29. Mai lädt Wecker, ab 12 Uhr, solo zu einer Matinee ins Lustspielhaus ein. Der Eintritt hierfür kostet 22 Euro. Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 21.04.2005
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