Albrecht Ackerland über Nachteinkäufe

„Da schau her”

Langsam dürft es jedem klar sein: München, das ist die wichtigste Stadt im Erdkreis – die Power-Urbi im Orbi quasi. Schließlich kommt der neue Papst irgendwie aus München, und falls es vielleicht doch bald mal wieder ein paar Hexenverbrennungen gibt, dann wäre doch das Oktoberfest ein guter Termin. Das gibt es schließlich auch nur in München.

Laptop und Lederhosen ist nur hier ein Paar, und was für ein schönes. Mindestens so schön wie die neue geheime Kanzlerkandidatin der CSU, die mit dem Stiernacken vom Papa.

Das Beste von allem wird aber die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr. Sie findet eigentlich vor allem in München statt – hier ist das neueste Stadion, hier gibt es einen Innenminister, der zur Not auch selbst zum Schlagstock greift, wenn die Hooligans kommen. Hier ist man souverän genug, sein eigenes, weltberühmtes und weltbestes Bier im Container zu lassen und zur WM lieber dann doch amerikanisches Einheitsgebräu auszuschenken.

Auf eines aber freue ich mich dabei aber wirklich: die Ladenschlusszeiten sollen zur WM aufgehoben werden. Ganz. München, die neue 24-Stunden-Metropole. Da freut sich mein Herz, mein Magen, meine Lunge, und das wichtigste Organ freut sich auch: mein Geldbeutel. Bis jetzt nämlich kommt es gar nicht so selten vor, dass mir nachts die Zigarillos ausgehen. Oder der Wein. Oder ein großer Hunger überkommt mich. Oder im Kühlschrank ist kein Senf mehr. In solchen Fällen muss immer eine 24-Stunden-Tankstelle herhalten. Die ist nicht nur maßlos überteuert, hat keine gescheiten Zigarillos und den Wein kann man vollends vergessen. Nein, weit weg ist sie auch noch.

Mit den neuen Öffnungszeiten, besser den fortan fehlenden Schließungszeiten, gibt es jetzt hoffentlich sogar nachts frische Weißwürste. Das wäre ja erlaubt, denn es ist ja vor zwölf Uhr mittags. So macht München Spaß, so lässt sich sogar die ein oder andere verbrannte Hexe verkraften.

Artikel vom 21.04.2005
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