EHC schlägt Dresden mit 4:3 Toren

Finalspiel wird zur Ausfstiegsfeier

EHC-Spieler Andreas Attenberger gibt Autogramme. Foto: mh

EHC-Spieler Andreas Attenberger gibt Autogramme. Foto: mh

Sportlich ging es um nichts mehr am letzten Sonntag in der Münchner Eishalle am Oberwiesenfeld. Offiziell ging es zwar darum, den Titel des Deutschen Oberligameisters 2005 auszuspielen, doch weder die Münchner noch die Dresdner Spieler nahmen das so ernst. 4:3 stand es am Ende. Für den EHC München.

„München hatte es etwas leichter als wir – nach dem entscheidenden Aufstiegsspiel am Freitag habe ich die Spieler zwei Tage nicht gesehen“, erklärte der Dresdner Trainer Jiri Kochta nach dem Spiel. „Stimmt nicht“, erwiderte daraufhin schmunzelnd Christian Winkler, sportlicher Leiter und Manager des EHC: „Wir haben die Spieler die letzten vier Tage nicht gesehen!“ Heraus kam ein lockeres Trainingsspielchen mit kaum Strafminuten, fast ohne Checks und mit viel Gelächter auf dem Eis. Und mit sieben sehenswerten Toren: Eisbärli Peter Brearley, der Aufstiegsheld, sorgte wie schon in Leipzig für die ersten zwei. Das dritte Tor besorgte dann Brealreys Freund Ron Newhook mit einem Gewaltschuss nach sehenswertem Sololauf. Bemerkenswert auch das zwischenzeitliche 4:1 durch Tim Leahy. Bemerkenswert, weil es so etwas wie ein Tor mit Ansage war: Leahy kam breit grinsend aufs Eis, machte ein, zwei Scherze mit seinem Gegenspieler und bekam noch im Gespräch den Puck auf den Schläger. Er hielt kurz inne, schaute seinen Gegner an, umkurvte ihn, dann noch zwei weitere Dresdner, so dass sie aussahen wie Slalomstangen, fuhr weiter Richtung Tor, wartete, bis der Torwart am Boden war und lupfte den Puck wunderschön hoch ins Netz. Was dann noch folgte, war die Zehn-Sekunden-Show des Dennis Hipke: Prior schickte ihn aufs Eis, als gegen den EHC Penalty gepfiffen wurde, Hipke zog sich Helm und Handschuhe an, stellte sich vors Tor und hielt den Penalty. Danach machte er Platz für Joey Vollmer. Zu erwähnen bleibt auch, dass Dresden noch zwei Tore gelangen, was für München in Hinblick auf die Meisterschaft noch zum Problem werden kann. Da das Finale in nur zwei Spielen ausgetragen wird, könnte am Ende das Torverhältnis entscheidend sein. Vom Penalty und den Anschlusstreffern allerdings bekamen viele Fans im Stadion nicht mehr viel mit: Längst hatte sich nämlich eine Fan-Polonaise aus Dresdner Anhängern auf ihren Weg Richtung Nordkurve gemacht Unter den begeisternden Rufen der Münchner Fans („Wir sind alle Eishockey-Fans“ und „Nie mehr Oberliga!“), den schmunzelnden Blicken von Mike Burman und Pete Brearley und den sorgenvollen Blicken der Security-Männer blieb die Polonaise vor der Nordkurve stehen und wurde von den Fans empfangen. Dann machten sich der Zug wieder in Richtung Gästekurve. Wie gesagt, so richtig interessierte dieses letzte Saison-Heimspiel niemanden mehr in München. Dass es trotzdem noch so etwas wie Brisanz enthielt, dafür hatten die Vereinsoberen und Stadionsprecher Stefan Schneider gesorgt: In der Drittelpause durften die Fans entscheiden, ob sich der EHC künftig wieder Hedos nennen soll. Hedos München, so wie in den Glanzzeiten des Münchner Eishockeys in den Achtzigern und frühen Neunzigern. Hedos München, so wie sich aber auch der Verein nannte, der etliche Millionen Schulden machte und am Ende Pleite ging. Trotzdem: Mehr als 90 Prozent der Fans sprachen sich für den traditionsreichen Beinamen aus: „Ich bin absolut überwältigt von der Resonanz“, sagte EHC-Präsident Jürgen Bochanski auf Anfrage. Die zweite, für die Zukunft vielleicht noch wichtigere Entscheidung, steht indes noch aus: Zwar wurde Gary Prior während des Spiels immer wieder mit begeisterten Sprüchen gefeiert und aufgefordert, in München zu bleiben, doch Prior ließ sich bis zum Schluss nicht zu Emotionen hinreißen. Auch nach dem Spiel hielt er sich bedeckt: „Ich fliege jetzt erst einmal nach Kanada. Ich muss heim. Für meine Familie ist die Situation nicht einfach. Meine Kinder gehen dort zur Schule und meine Frau fühlt sich wohl. Aber es war schön hier in München. Vielleicht bleibe ich ja auch.“ Ob er Trainer in München bleibt – das letzte Wort hat die Familie. Den Verein würde es freuen: Mittlerweile findet man beim EHC nur noch Prior-Freunde. Ob ein weiterer Mensch Prior-Freund bleibt, steht allerdings noch in den Sternen. Mike Burman, nicht nur in den letzten Wochen stets der beste Mann auf dem Eis, hat sich noch nicht entschieden. Er hat Angebote aus der DEL und anderen Zweitligisten. Am Sonntag stand er nach dem Spiel, während die anderen Spieler sich auf dem Eis verbrüderten, lange mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn an der Bande. Allein. Sieht fast nach Abschied aus. Filippo Cataldo

Artikel vom 19.04.2005
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