Kurzer Prozess mit dem Moshammer-Theater

München · Verdrängte Lust, verbotener Tod

Mosi-Darsteller Michael Wenk: Bis vor ein paar Tagen noch ausgerüstet mit dem obligatorischen Mosi-Schnurrbart, erinnert seit dem drohenden Prozess nur noch wenig an sein Original. 	Foto: VA

Mosi-Darsteller Michael Wenk: Bis vor ein paar Tagen noch ausgerüstet mit dem obligatorischen Mosi-Schnurrbart, erinnert seit dem drohenden Prozess nur noch wenig an sein Original. Foto: VA

Der Tod schlug hohe Wellen – tage-, ja wochenlang wurden kleinste Details um das Ableben des Münchner Selfmade-Promis Rudolph Moshammer in großen Lettern abgehandelt. Dann, und es war abzusehen, kehrte Ruhe ein auf dem Boulevard.

Kaum einer kümmerte sich mehr um den toten Mann mit den besonderen Vorlieben und dem schillernden Auftreten. Nun aber begann sich neue Gischt um Mosi zu bilden: Es rauschte wieder ein wenig. Dabei ging es eigentlich nie direkt um den prominenten Schneider.

Das kleine, unabhängige Theater des ehemaligen Zirkusclowns Johannes Galli – das „Galli-Theater“ in der Hesseloher Straße – wollte die Umstände des Todes von Moshammer lediglich als Aufhänger benutzen. Als Aufhänger für eine gängige philosophische Frage: Was geschieht, wenn Menschen ihre empfundene Lust verdrängen? Der Autor Johannes Galli legte seinem Spiel die Annahme zugrunde, dass der spätere Mörder während seines Dienstes Lustempfinden offenbarte, das spätere Opfer deshalb ein Ausbezahlen verweigerte, da ja durch die Lust schon eine Entlohnung stattgefunden habe.

Doch schon während den Proben zu dem Stück, das dann „Moshammers Tod“ hätte heißen sollen, gab es Aufregung und Wirbel in der Presse. Effekthascherei, Geldmacherei und Sensationsgier wurden dem Galli-Theater vorgeworfen. „Wir wurden regelrecht mit Dreck beworfen“, so Emine Akmann, Mitarbeiterin des Theaters.

Völlig falsch sei das Anliegen dargestellt worden, dabei könne mit gespielten Stücken kaum Geld verdient werden – „wir haben nur 65 Sitzplätze, sind ein unabhängiges Theater und erhalten keine Förderung“. Die Finanzierung des Hauses laufe über Trainings und Coachings für Mitglieder großer Wirtschaftsunternehmen.

Nun aber versuchte Herisch A., der mutmaßliche Mosi-Mörder, eine einstweilige Verfügung am Landgericht zu erlangen: Das Stück solle nicht gespielt werden. Dem Antrag wurde zwar nicht stattgegeben, doch das Galli-Theater fürchtete einen Prozess und damit hohe Kosten. „Der Streitwert von 50.000 Euro hätte unser Theater in den Bankrott treiben können“, so Michael Wenk, der für die Rolle des Moshammers vorgesehen war.

So wurde umdisponiert: Der Abend heißt nun „Der verbotene Tod“, er soll sich mit der Frage befassen, was in der Kunst überhaupt erlaubt ist, soll zeigen, wie ein Schauspieler fühlt, der sein Stück nicht spielen darf, und schließlich soll die Presseschlacht im Vorfeld künstlerisch aufgearbeitet werden. „Ich schlüpfe in verschiedene Rollen, bin nicht mehr nur Moshammer.“ Mit „Aktion und Sprache“ soll das Erleben während der Produktion dargestellt werden, lediglich „angespielt“ würden ursprüngliche Szenen. So wurde die anfängliche Absicht ausgeweitet. Wenk: „Eigentlich ging es um die Annahme, dass viele Menschen ihre ursprünglichen Impulse nicht wahrnehmen, und in kritischen Situationen Dinge tun, die sie so nicht wollten.“

„Der verbotene Tod“ ist am Samstag, 16. April, am Freitag, 29. April und am Samstag, 30. April, jeweils ab 20.30 Uhr im Galli-Theater in der Hesseloher Straße 18 zu sehen. U-Bahn Münchner Freiheit. Infos unter Telefon 78078315 oder im Internet unter www.galli.de. Von Albrecht Ackerland

Artikel vom 14.04.2005
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