Der EHC München besiegt Leipzig im Halbfinale

München ist in der Bundesliga!

Mit feurigen Herzen stürmt der EHC durch die Oberliga-Play-Offs. Foto: David Curdija

Mit feurigen Herzen stürmt der EHC durch die Oberliga-Play-Offs. Foto: David Curdija

Um 22:29 ertönt in der Leipziger Eishalle die Schlusssirene. Die rund 50 mitgereisten Fans aus München, die schon in den letzten Minuten ihre Mannschaft ausgelassen gefeiert haben, jubeln jetzt, als ob es kein Morgen gäbe. Auf dem Eis liegen sich die blaugekleideten Spieler der EHC München in den Armen. Gerade haben sie das vierte Play-Off-Halbfinalspiel gegen die Blue Lions Leipzig mit 4:1 gewonnen. Ein Sieg mit Folgen: Der EHC München spielt nächstes Jahr nicht mehr in der dritten Liga, sondern in der Bundesliga. In München bombardieren die daheimgebliebenen Fans das Internet-Forum des Vereins mit Nachrichten: „Jaaaaaa! Nie mehr Oberliga!“

Acht Monate lang haben sie alle auf dieses Ziel hingearbeitet, nun haben sie es erreicht. Es waren turbulente Monate, in denen nicht immer alles so lief, wie Fans, Mannschaft und Vereinsobere es sich vorgestellt hatten. Acht Monate lang gab es Diskussionen über die richtige Taktik, die richtigen Spieler, den ausbleibenden Zuschaueransturm, Gewichtsproblemen bei den ausländischen Stars oder die Auswärtsschwäche. In den vergangenen Monaten konnten Fans und der Verein einen Trainerrausschmiss, drei Neuverpflichtungen, zwei Spielerabgänge und den Aufstieg des Christian Winkler vom Geschäftsstellenleiter zum Vereins-Tausendsassa (Manager, sportlicher Leiter, Trainer) erleben. Nicht immer lief es also rund beim EHC in der Saison. Aber das ist jetzt egal. Die Mannschaft hat das Ziel Bundesliga-Aufstieg erreicht. Am Ende kann man sogar sagen: souverän. An die Schlüsselspieler – etwa Burman, Vollmer, Kink, Wedl oder Attenberger - werden sich die Münchner Fans noch einige Jahre erinnern, auch wenn sie dann womöglich längst nicht mehr beim EHC spielen. Nicht mehr Hügelsheim, Klostersee oder Miesbach werden im nächsten Jahr die Gegner heißen, sondern vielmehr Regensburg, Landshut, Freiburg oder Straubing. Ab kommender Saison ist Eishockey ein Vollzeitjob für den EHC. Nicht mehr fünf Ausländer, sondern bis zu sieben, nicht mehr nur einige Trainingseinheiten in der Woche, sondern jeden Tag müssen die Jungs zum Training aufs Eis. Der Bundesliga-Aufstieg ist der größte Erfolg in der noch jungen Vereinsgeschichte, bleibt zu hoffen, dass sich die Vereinsoberen jetzt nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Die Eishockey-Bundesliga ist teuer und viel zu oft schon sind in der Vergangenheit Münchner Eishockey-Vereine zu Grunde gerichtet worden, weil man zu schnell zu viel wollte. Doch im Moment ist auch das nicht wichtig. Wichtig ist, dass „Eisbärli“ Pete Brearley den EHC am Dienstag mit zwei Toren in die Bundesliga geschossen hat. Der während der Saison vielgescholtene Kanadier schoss das 1:0 in der 35. Minute und sieben Minuten vor Schluss das vorentscheidende 2:1. Für die Entscheidung sorgten dann noch Tim Leahy und Patrik Vogl mit einem Empty-Net-Goal. Leahy, wegen seiner Leibesfülle oft verspottet, aber dennoch immer für ein Tor und ein paar Assists gut, wird wohl auch im nächsten Jahr noch in München spielen, zumindest läuft sein Vertrag derzeit noch. Ob Brearley dabei sein wird, ist fraglich. Viel zu oft lief das Spiel in den vergangenen Monaten an ihm vorbei. Wichtig für die Mannschaft war er dennoch. Vor allem, wenn es darum ging, seinen Sturmpartner Ron Newhook vor den gegnerischen Verteidigern zu beschützen. Der kleine Newhook und der hünenhafte Brearley nicht mehr zusammen - dem EHC würde etwas fehlen. Welche anderen Spieler der Aufstiegsmannschaft gehen müssen oder wollen, wird sich während des Sommers zeigen. Wer dann Trainer sein wird, auch. Coach Gary Prior, eigentlich Spielervermittler und nur kurzfristig eingesprungen, hat sich noch nicht entschieden. Der Verein würde ihn gerne halten. Und Christian Winkler wird im kommenden Jahr wohl zu viel zu tun haben als Manager eines Bundesliga-Teams. Ob er sich dazu noch das Traineramt antun will, ist fraglich. Der Aufstieg ist zwar geschafft und die Mannschaft wurde in der Morgendämmerung von 50 Fans in München empfangen, aber die Saison ist noch nicht vorbei. Am Sonntag um 18 Uhr beginnt im heimischen Stadion die Finalrunde. Gegner ist entweder Dresden oder Hannover. Und mit einem Siegerpokal in der Vitrine wäre die Saison doch noch viel gelungener. Filippo Cataldo

Artikel vom 13.04.2005
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