EHC-Coach Gary Prior über seinen unerwarteten Job

"Das Halbfinale hat Priorität"

Für den EHC von Kanada nach München gekommen: Gary Prior Foto: mh

Für den EHC von Kanada nach München gekommen: Gary Prior Foto: mh

Der EHC München steht kurz vor dem größten Triumph der Vereinsgeschichte. Noch drei Siege fehlen dem Team, dann ist der Aufstieg in die Bundesliga sicher. Im Halbfinale der Oberliga-Play-Offs trifft der EHC auf die Blue Lions aus Leipzig. Die erste der mindestens drei Begegnungen fand gestern nacht in der Olympia-Eishalle statt (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet, der Spielbericht im Internet: www.wochenanzeiger.de). Keine leichte Aufgabe für die Münchner.

Bei den beiden bisherigen Spielen gegen die Sachsen, konnte sich jeweils Leipzig knapp durchsetzen. Trainer an der Bande war – zumindest beim zweiten Aufeinandertreffen – Gary Prior. Der 47-jährige Kanadier hatte die Mannschaft einige Tage vorher übernommen und kannte sie noch nicht wirklich. Ob sich das geändert hat und ob der ehemalige DEL-Trainer bei Aufstieg womöglich an der Isar bleibt, erzählt er im Interview mit dem Wochenanzeiger.

Herr Prior, seit gut einem Monat sind Sie Trainer beim EHC München. Kennen Sie die Mannschaft mittlerweile?

So gut es geht. Ein Monat ist keine lange Zeit und es ist auch schwierig, eine eingespielte Mannschaft so spät in der Saison zu übernehmen. Aber der letzte Monat war sehr intensiv und langsam sehe ich auch die wesentlichen Schwächen und Stärken der einzelnen Spieler. Und außerdem rede ich viel mit Manager Christian Winkler und EHC-Beirat Harry Birk, die das Team schon länger kennen.

Birk und Winkler als Stütze - haben Sie so eine Situation mit einem Trainer-Dreigespann schon einmal erlebt?

Eigentlich nicht. Und eigentlich ist das auch nicht üblich. Aber bei uns funktioniert es! Harry Birk kenne ich schon länger, ich habe ihn selbst trainiert und wir vertrauen uns. Christian Winkler kannte ich zwar vorher nicht, aber ohne ihn würde es gar nicht gehen. Er kennt die Jungs einfach am Besten.

Wie haben Sie sich die Arbeit aufgeteilt?

Ich leite das Training und erkläre den Spielern, was sie besser machen könnten. Das ist gar nicht so viel. Die meisten Sachen wissen sie ja. Ich muss sie manchmal nur an bestimmte Dinge erinnern. Harry unterstützt mich dabei. Und Christian kümmert sich vor allem um die Aufstellung der Reihen und steht bei den Spielen an der Bande.

Was können Sie, was ihr Vorgänger Schorsch Kink nicht konnte?

Das kann und will ich nicht beurteilen. Wie gesagt, ich kannte die Mannschaft vorher nicht und weiß auch nicht, wie sie vorher gespielt hat. Aber eine Eishockey-Mannschaft zu trainieren ist nicht so kompliziert wie beim Fußball. Ich habe die Spieler lange beobachtet und ihnen dann gesagt, wo ihre Schwächen sind. Mir ist aber aufgefallen, dass sie auf einem guten Niveau waren und ich ihnen nur manches ins Gedächtnis rufen musste. Ob das vorher anders war, kann ich nicht erkennen.

Dann sind sie also ein Motivationskünstler.

Wieso?

Weil das Team anders auftritt, seit Sie Trainer sind. Wenn Sie ihr aber nicht viel beigebracht haben, dann müssen sie wenigstens an der Einstellung gearbeitet haben.

Wenn sie motivierter auftritt, ist das sicherlich positiv. Aber das ist nicht mein Verdienst. Die Spieler haben sich in dieser Phase der Saison selbst motiviert. Wenn sie das nicht tun würden, würde etwas nicht stimmen mit dem Team.

Sie haben lange Zeit höherklassige Teams trainiert, haben eine gut funktionierende Spielervermittlungsagentur, mit der sie auch die vier EHC-Kandier Newhook, Burman, Gustafson und Brearley betreuen. Wieso tun Sie sich jetzt die Oberliga an?

Weil Harry Birk mich überredet hat! Ich war nicht begeistert, Oberliga zu trainieren. Aber weil ich sowieso auf dem Weg nach Deutschland war und es nur um ein paar Wochen ging, habe ich zugesagt. Außerdem spielen wir zur Zeit auf einem Niveau, dass fast Bundesliga ist. Und Play-Offs sind immer etwas besonderes – egal in welcher Liga.

Ein Wort zur Zukunft. Der Verein möchte Sie gerne halten. Denken Sie darüber nach?

Im Moment nicht. Ich weiß, dass das nicht einfach ist für den EHC. Aber solange ich nicht weiß, in welcher Liga der EHC im nächsten Jahr spielt, werde ich darüber keinen Gedanken verschwenden. Jetzt haben die Halbfinal-Spiele Priorität. Was danach kommt, werden wir sehen. fil

Artikel vom 05.04.2005
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