Wenn alles gut geht, kommt Münchens Eishockey wieder in die Bundesliga

München · Die besten Bandenchecks

Brearley und Gustafson obenauf. Und die Ochsen liegen selbst in Rosenheim am Boden, wie hier am Osterwochende, als München mit 3:2 gewann.Foto: hh-muc.de

Brearley und Gustafson obenauf. Und die Ochsen liegen selbst in Rosenheim am Boden, wie hier am Osterwochende, als München mit 3:2 gewann.Foto: hh-muc.de

Das Ziel rückt näher: Nach einer wechselhaften Vorrunde, einer recht souveränen Meisterrunde mit Trainerentlassung und Reihenumstellung und vor allem nach begeisternden Viertelfinalsiegen gegen den Erzfeind aus Rosenheim, steht der EHC München jetzt im Halbfinale der Oberliga – los geht’s am 5. April in der Olympia-Eishalle.

Nur noch drei Siege fehlen, dann spielt Münchner Eishockey endlich wieder in der Bundesliga. War das Erreichen des Halbfinales in der letzten Saison noch der größte Triumph und der Verein aus Budgetgründen ganz froh, gegen den späteren Oberliga-Meister Bremerhaven den Kürzeren gezogen zu haben, so will man, ja muss man in diesem Jahr eigentlich unbedingt aufsteigen.

Zumindest, wenn es nach dem EHC-Präsidenten Jürgen Bochanski geht. Der erklärte, dass einige Sponsoren gerne in den EHC München investieren, aber eben nur in der Zweiten Liga. Und vielleicht kommen in der Bundesliga ja auch endlich noch mehr Zuschauer. Der Wunschschnitt bei Saisonstart von 1.600 Zuschauern pro Spiel wird heuer nur knapp erreicht. Aber immerhin: Die Fans, die Woche für Woche in die Olympia-Eishalle am Oberwiesenfeld strömen, sind mittlerweile richtig begeistert von den Leistungen ihrer Jungs auf dem Eis.

Seit der unerwarteten Entlassung von Trainer Schorsch Kink vor gut einem Monat, leitet ein Dreiergespann das Training: Christian Winkler (EHC-Manager), Harry Birk (EHC-Beirat und ehemaliger Nationalspieler) und Gary Prior (ehemals DEL-Coach und zugleich Berater der vier EHC-Kanadier). Das große Risiko, dass der Verein mit der Trainerentlassung zu Beginn der Meisterrunde eingegangen ist, es scheint sich gelohnt zu haben.

„Man merkt schon, dass der Prior normalerweise höherklassige Clubs trainiert. Das Training ist noch härter als früher,“ gibt sogar EHC-Stürmer Schorschie Kink zu, als Junior des Ex-Trainers sicher mit kritischem Blick ausgestattet. Und das harte Training hat sich auch auf die Spielweise der Mannschaft übertragen: Der Puck läuft unter der neuen Trainer-Troika viel flexibler, die Spieler sind mittlerweile in der Lage, von einem Moment auf dem nächsten Taktik und Spielzüge zu ändern. Außerdem hat die Mannschaft mit Mike Burman einen neuen Kopf gefunden.

Der kanadische Verteidiger, der schon in der Vorrunde unter Kink eine abgeklärte und sichere Saison gespielt hat, bietet nun Woche für Woche geradezu grandiose Leistungen. Burman wirkt auf dem Eis so souverän und cool, dass es einige gegnerische Stürmer allein schon bei seinem Anblick mit der Angst zu tun bekommen und den Puck verlieren. Burman treibt die Mannschaft unermüdlich an, gibt lautstarke Befehle und spielt die schönsten Pässe im Team.

Und der von einer Fachjury zum besten Verteidiger der Oberliga gewählte Burman ist auch selbst torgefährlich – niemand hat so einen starken Hammer von der blauen Linie wie er und von den etatmäßigen EHC-Stürmern trifft nur Tim Leahy das Tor so häufig wie sein Burman. „Der Mike hat die Spieler an die Hand genommen und zum Sieg geführt“, erkannte etwa Christian Winkler vergangenen Montag nach dem 5:3 Sieg gegen Rosenheim nicht zum ersten Mal.

Weitere Leader im insgesamt guten Team sind momentan vor allem Tim Leahy, der seit der Meisterrunde nicht mehr nur als Vorbereiter glänzt, sondern immer öfter auch aus den unmöglichsten Situationen das Tor trifft; Schorschie Kink, der trotz Tinnitus und angebrochenem Schädel regelmäßig seine Tore macht; Kapitän Fabian von Schilcher, der zwar spielerisch nicht immer überzeugen kann, aber dafür seine Mannschaft mit Herz führt; der beinharte und emotionale Verteidiger Thomas Vogl, der ebenfalls torgefährlich ist und sich unnachahmlich nicht nur über eigene Tore freuen kann und EHC-Oldie und Ex-DEL-Verteidiger Alexander Wedl, der sich in seinem vierten oder fünften Frühling befindet und immer wieder sein ganzes Können zeigt.

Die offensive und spektakuläre Spielweise, mit vielen blind gespielten Pässen und Toren aus allen Situationen, reizt immer öfter die „Dicke Berta“, die an der Nordkurve angebrachte Fan-Sirene.

Nachdem Rosenheim im Viertelfinale mit drei Siegen in Folge in den Urlaub geschickt wurde, trifft der EHC im Halbfinale ab Dienstag entweder auf Leipzig oder Mittelrhein-Neuwied. Und auch im Halbfinale hat der EHC Heimrecht, startet also zu Hause gegen seinen Halbfinalgegner die Best-Of-Five-Serie. Und wenn alle fünf Partien ausgetragen werden müssen, finden drei davon in München statt.

Gegen beide Teams gilt der EHC München als Favorit. Früher haben die Münchner Muffensausen bekommen, angesichts der hochgesteckten Erwartungen, mittlerweile ist die Anspruchshaltung von Fans und Verein sogar ein Vorteil. Denn die Münchner Eiscracks beherrschen mittlerweile nicht nur das blinde Zuspiel, sie sind auch mental stärker geworden in den letzten Wochen. Gegen Rosenheim hat es die Mannschaft zweimal geschafft, einen Rückstand wieder aufzuholen und das Spiel letztendlich zu wenden.

Noch mehr Bandenchecks, Spannung und Herz gibt es selten im Münchner Sport. Es lohnt sich also, den EHC bei den letzten Spielen auf dem Weg in die Zweite Liga live im Stadion zu begleiten. Dort singen die Fans „Du wirst immer unser Leben sein“, seit einigen Wochen kann man die Vereinshymne übrigens auch in der heimischen Stereoanlage anhören. Die Münchner Lokalmatadoren „Akzent“ haben den Song eingespielt, die Münchner Wochenanzeiger haben die Platte produziert und seit kurzem gibt es die CD an den Fanständen im Stadion und im Netz unter http://www.ehc-muenchen.com/Fanshop/ für 4,50 Euro zu kaufen. Von Filippo Cataldo

Der EHC ist im Halbfinale. Der Gegner stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Der Modus ist – wie gehabt – Best of Five, der EHC München hat wieder Heimrecht. Das erste Halbfinalspiel: 5. April in der Olympia-Eishalle. Die nächsten Begegnungen: 8. April (auswärts), 10. April (Heimspiel). Falls dann noch kein Finalist feststeht, entscheiden die Spiele am 12. April (auswärts) und am 15. April (Heimspiel).

Artikel vom 31.03.2005
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