Albrecht Ackerland über Lebensgefahren

„Da schau her“

Wenn man es sich einmal genau überlegt, dann ist das ganze Leben eine Bedrohung. Dioxin-Eier und Glatteis, BSE-Fleisch und Killerpollen, Mörderwellen und Feinstaub. Ja, ja, der Feinstaub: Über 50 Mikrogramm war jetzt schon zum 36. Mal in diesem Jahr in einem Liter Münchner Luft. Das ist zu viel, sagt die EU. Viel zu viel.

Deswegen gibt’s jetzt wahrscheinlich bald Fahrverbote, was ja nicht ganz unrichtig wäre, bei so einer Luftverschmutzung. Allerdings bin ich nicht für ein totales Fahrverbot, sondern für ein teilweises – und zwar nach Farben, damit nicht nur die Luft besser wird, sondern das Straßenbild einheitlicher. Stellen Sie sich mal vor, wie schön das wäre, wenn am ersten Sonntag im Monat jeweils nur rote und schwarze Autos fahren dürften, an dem nächsten dann nur weiße und blaue, dann grüne und silberne. Gelbe dürften meiner Meinung nach sowieso gar nicht auf die Straße, nie, weil Gelb an einem Auto tut in den Augen weh, außer es ist ein Postfahrzeug.

Allerdings: Wie soll man in unserer Wohnung ein Fahrverbot einführen, wenn doch gar nicht gefahren wird? Wie ich da drauf komme? Der Luca wusste das: In einem normalen Raucherhaushalt herrscht ein Feinstaubgehalt von über 100 Mikrogramm. Wir sind zwar beide seit zehn Jahren Nichtraucher – eigentlich, also vom Bewusstsein her.

Trotzdem rauchen wir natürlich beide wie ein alter Mercedes 240 D ohne Rußfilter, weil den gab’s damals noch nicht. Wahrscheinlich hat’s in unserer Wohnung sowieso über 300 Mikrogramm in jedem Liter Luft – so viel, wie wir rauchen.

Wenn schon kein Fahrverbot möglich ist in unserer Wohnung, und es auch gar nichts bringen würde, weil ja der Feinstaub woanders herkommt, dann führe ich ab sofort ein Fernsehverbot ein: Denn dabei rauchen wir beide immer besonders viel, und wenn wir schon das Rauchen nicht abstellen können, dann wenigstens das Fernsehen. Schließlich ist das ja auch irgendwie eine Bedrohung für den Geist.

Braucht mir keiner erzählen, dass einen JBK und GZSZ nicht auf Dauer hirnmäßig weichspült. Und das ist bedrohlicher als Feinstaub. Obwohl wir den ja nun auch reduzieren, wenn wir nicht mehr fernsehen.

Artikel vom 31.03.2005
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