S-Bahn und Busse fahren pünktlicher

München · Die Räder laufen rund

Viele zufriedene Gesichter an den Bahnhöfen: Die meisten Münchner kommen mit dem neuen Liniennetz der Busse zurecht.	Foto: MVGo/Groh

Viele zufriedene Gesichter an den Bahnhöfen: Die meisten Münchner kommen mit dem neuen Liniennetz der Busse zurecht. Foto: MVGo/Groh

Die schlechte Nachricht vorweg: Zum 1. April wird das Fahren mit S-Bahn, U-Bahn, Tram und Bus in München schon wieder teurer. Um durchschnittlich 3,5 Prozent erhöht der MVV die Preise für Streifenkarten, Wochen- und Monatskarten. So wird ein Streifen künftig statt 95 Cent einen glatten Euro kosten.

Auch die Isar-Card für zwei Ringe kostet pro Woche künftig einen Euro mehr, Tagestickets bleiben dagegen preisstabil. Freuen können sich immerhin Senioren: Mit der „IsarCard 60“ können alle Frauen und Männer über sechzig Jahre zum ermäßigten Tarif fahren. Allerdings nicht zwischen sechs und neun Uhr morgens, während dieser „Sperrzeit“ fahren Senioren allerdings zum halben Streifenkartenpreis. Der Preis für die „IsarCard 60“: 32,50 Euro für den Innenraum und 46,50 Euro für den Außenraum. Die Preiserhöhung begründete der MVV mit den gestiegenen Energiekosten und weiter gekürzten staatlichen Subventionen.

Das alles werden die Kunden zähneknirschend in Kauf nehmen müssen. Aber immerhin tut der MVV auch etwas für sein Geld: Der vor drei Monaten gestartete Zehn-Minuten-Takt bei vier S-Bahn-Linien funktioniert: „Nach technischen Startschwierigkeiten sind wir mit den ersten 100 Tagen mittlerweile sehr zufrieden“, erklärte Michael Wuth, Geschäftsführer der S-Bahn München dem SamstagsBlatt.

Die S-Bahn fahre mittlerweile ohne größere Verspätungen und Störungen: „Im Januar lag die Pünktlichkeit der S-Bahnen bei 96,3 Prozent“, so Wuth. 2003 lag diese noch bei 90,8, 2004 bei 95,8 Prozent. Was Wuth „technische Startschwierigkeiten“ nannte, wirkte subjektiv gesehen vor drei Monaten zum Start allerdings eher wie ein „Alle-zehn-Minuten-eine-Panne“-Takt. Vor allem im erst zuvor zwei Jahre lang modernisierten Stammstreckentunnel unter der Innenstadt mussten immer wieder S-Bahnen im Dunkeln darauf warten, in den Ostbahnhof einfahren zu können.

„Stimmt. Wir hatten vor allem witterungsbedingt Probleme auf der Stammstrecke. Technische Schwierigkeiten mit den Kupplungen haben uns zu schaffen gemacht.“ Diese seien jetzt aber, bei steigenden Temperaturen, gelöst. S-Bahn-Fahren ohne Ärger könnte in München bald Wirklichkeit sein. „Außerdem“, so Wuth, „haben Autofahrer im Winter auch Probleme mit verschneiten Straßen.“

Das neue Ziel der S-Bahn München sei nun die Einführung des Zehn-Minuten-Taktes bei der S2 zwischen Dachau und Ostbahnhof.

Dann allerdings ist langsam die Grenze des Machbaren erreicht. Denn auch der modernisierte Stammstrecken-Tunnel kann nur eine begrenzte Anzahl von Zügen aufnehmen. Für 250.000 Fahrgäste täglich war dieser einst ausgelegt, mittlerweile nutzen jeden Tag mehr als 800.000 Bürger den Tunnel. Deswegen möchte die bayerische Staatsregierung, in deren Zuständigkeit die Münchner S-Bahn liegt, bis 2010 einen zweiten Stammstreckentunnel in Betrieb nehmen. Diese neue, zweite Stammstrecke soll voraussichtlich zwischen Laim und dem Leuchtenbergring verlaufen und auch unter dem Marienhof halten.

2003 hat der Landtag die neue Röhre bewilligt. Doch die voraussichtlichen Kosten für den Tunnel explodieren: Erste Planungen gingen von 583 Millionen Kosten aus, jetzt rechnet Bahnchef Hartmut Mehdorn jmit 1,676 Milliarden Euro Gesamtkosten.

Zu viel für Bahn und die Staatsregierung. Der bayerische Verkehrsminister hofft, dass der Bund einen großen Teil übernimmt. Ob das aber tatsächlich geschieht, ist äußerst unklar. Und weil der Ausbau des Münchner S-Bahn-Netzes ohnehin „zehn Jahre zu spät“ komme, so Bahnchef Mehdorn, haben die Münchner Grünen mal wieder eines ihrer Lieblingsprojekte aus der Ideenkiste geholt – den S-Bahn-Ringschluss im Münchner Süden.

Dieses Projekt war bei der Entscheidung für den zweiten Stammstrecken-Tunnel begraben worden. Die Grünen und allen voran Stadtrat Jens Mühlhaus haben den Traum von der Verbindung verschiedener S-Bahn-Strecken im Münchner Süden zwischen Heimeranplatz und Poccistraße aber nie aufgegeben. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Lösung wäre billiger und vor allem schnell zu realisieren. Angesichts der steigenden Kosten beim zweiten Tunnel fragte Mühlhaus in der Stadtverwaltung nach, ob der Südring vielleicht doch die sinnvollere Lösung sei.

Die Antwort von Stadtbaurätin Christiane Thalgott: „Derzeit stellt sich die Frage nach einer erneuten Abwägung nicht. Bisher liegen lediglich konkrete Pläne für den Tunnel vor.“ Dennoch möchte die Stadt sich noch beide Optionen grundsätzlich offen halten: „Der Südring bleibt im Verkehrsentwicklungsplan. Vorsorglich“, so Thalgott. Vorstellbar wäre aber auch sozusagen ein „Ringschluss light“. Gemeint ist die so genannte „Sendlinger Spange“, die auch heute schon im Störfall verwendet werden kann.

S-Bahnen aus dem Westen könnten zum Heimeranplatz umgeleitet werden, um den Fahrgästen dort eine Umsteigmöglichkeit zu geben. Diese „Sendlinger Spange“ könnte mit dem Bau eines zweiten Gleises am Heimeranplatz erweitert werden und auch regelmäßig zur Verfügung stehen. Doch auch hierfür fehlt momentan das Geld und der Wille bei Bahn und Politik.

Bereits zugesagt sind allerdings die Kosten für den Ausbau der S 1 bei Feldmoching und der Ausbau des Ostbahnhofes. Noch unklar ist dagegen die Finanzierung des so genannten „Erdinger Ringschlusses“ zwischen Erding, Flughafen und Messegelände. Bis 2010 soll das rund 750 Millionen Euro teure Projekt nach den Wünschen Wiesheus fertiggestellt sein. Ob’s klappt, ist eine andere Frage.

Weitgehend erfolgreich ist dagegen eine andere Mammutreform des Münchner Nahverkehrs abgelaufen. Ebenfalls vor rund 100 Tagen hat die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ihr Busnetz komplett umgestellt (wir berichteten).

Kunden und Busfahrer mussten sich plötzlich an neue Buslinien, neue Namen für die Linien und neue Taktzeiten gewöhnen. Und obwohl das gesamte Busnetz neu gemischt wurde, ist die Bilanz der MVG positiv.

Lediglich zwei Mal hätten sich Busfahrer am ersten Tag verfahren, und nur wenige Kunden hätten sich beschwert über die Änderungen. Allerdings musste die MVG einige Male nachbessern: Zum 10. Januar wurde etwa bei der 134-Linie wieder der Zehn-Minuten-Takt eingeführt. Und zum 4. April ändert die MVG erneut an einigen Linien Abfahrts- und Taktzeiten. Ausführliche Informationen gibt es unter www.mvg-mobil.de oder in den MVG-Kundenzentren (etwa am Marienplatz). Von Filippo Cataldo

Artikel vom 24.03.2005
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