Kunst aus 1.000 Orangenschalen: Haidhauser setzt auf Hilfe seiner Mitbürger

Haidhausen · Fruchtig, süß und heiter

Für sein geplantes Kunstwerk braucht Andreas Wiehl kurzfristig 1.000 Orangenschalen. Deshalb setzt er auf die Hilfe vieler fingerfertiger Haidhauser.	Foto: ms

Für sein geplantes Kunstwerk braucht Andreas Wiehl kurzfristig 1.000 Orangenschalen. Deshalb setzt er auf die Hilfe vieler fingerfertiger Haidhauser. Foto: ms

Haidhausen · Orange ist nicht gerade jedermanns Lieblingsfarbe. Feinsinnige Ästheten denken mit Schaudern an die grellen Plastikmöbel und blumenüberwucherten Tapeten der 70er Jahre. Und selbst der sonst besonnenste deutsche Kickerfreund wird zum aggressiven Pöbler auf Stammtischniveau, wenn er auf dem Rasen Trikots in dieser Farbe sieht.

Denn Orange steht für die niederländische Nationalmannschaft und damit einer der sportlichen Erzfeinde von Fußballdeutschland.

Der Haidhauser Andreas Wiehl dagegen liebt das Heitere des Orange und besonders die ledrige Schale der gleichnamigen aromatischen Südfrucht sehr. So sehr, dass er daraus bis zum Juni ein Kunstwerk gestalten will.

Dafür braucht er nicht weniger als 1.000 Orangenschalen. Und um diese Zahl schnellstmöglich zu erreichen, müsste er ab sofort täglich 12 Orangen essen. Vitamin C-Schock droht. »Das ist nicht zu schaffen«, findet der Kunstlehrer, Maler und Bildhauer, der etwa am Preysingplatz das Objekt »Dieser Stein trägt nicht« geschaffen hat. Nun lädt Wiehl alle Haidhauser ein, an der Entstehung des Orangen-Kunstwerks mitzumachen: Am kommenden Samstag, 26. März, ab 10 Uhr, vor dem Grünen Markt in der Weißenburger Straße 7. Willkommen ist jeder, ob sechsjähriger Knips oder 60-jähriger Rentner.

»Zugereiste gelten im Rahmen dieser Aktion übrigens auch als Haidhauser«, betont Wiehl augenzwinkernd. Ansonsten geht es am Samstag weniger um hochtrabende Kunst, sondern einfach um eine nette Zeit und um ungewungene Gespräche, die beim kollektiven Puhlen entstehen könnten. Ein wenig fingerfertig sollte man aber schon sein. Denn als gelungen gilt eine Orangenschale für Wiehl nur dann, wenn sie mit der Hand und ohne Messer, in einem Stück abgeschält wurde.

In Frage kommen aber auch nur Bioorangen. Denn deren Hülle ist nicht gewachst und werde nicht grau, erklärt Wiehl. Denn die hoffentlich 1.000 Schalen sollen nämlich getrocknet und dann ungewöhnlich arrangiert werden.

In jedem Falle wird am Samstag jede Schale in einem Stück mit einer frischen Orange ausgelöst und jeder, der mitmacht, erhält ein Fähnchen von »Kultur im Quartier« als Geste der Aufmerksamkeit.

In diesem Rahmen soll das Orangenkunstwerk dann im Sommer in Haidhausen zu sehen sein. Wie das genau aussehen soll und um was es bei »Kultur im Quartier« gehen wird, will Wiehl aber partout nicht verraten. Nur soviel: Es spielt sich vom 13. bis 19. Juni in Haidhausen ab und soll für »Aufregung, Neugier und Kommunikation« sorgen, so Wiehl. »Das wird sich aber alles erst nach und nach entblättern, wie bei einer Orange – ab April unter www.kultur-im-quartier.de.« Michaela Schmid

Artikel vom 22.03.2005
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