Szenische Installation in sieben Gehäusen

Leiser Einzelgesang (mit Pfiff)

Schwabing · Vom 9. bis 16. Dezember sind im Garten der Seidlvilla, Nikolaiplatz 1, die Kulturbananen zu Gast und stellen ihr neues Programm vor.

Sieben Gehäuse sind auf einer Kreisfläche angeordnet. Im Innern sind sie jeweils mit verschiedenen Materialien ausgestattet (Wachs, Holz, Papier, Dampf, Moos und Zweigen) und nach vorne mit einer durchsichtigen Haut abgeschlossen. Jedes Gehäuse wird von einem oder zwei Darstellern belebt, die unterschiedliche, theatrale Abläufe zeigen. Sechs parallele Abläufe, sechs simultan bespielte Gehäuse.

Das siebte Haus ein Devotionalienhandel. Sprache, Geräusche, Musik aus dem Innern der Gehäuse beleben den Platz und mischen sich zum einen mit den Klängen eines Zuspielbandes, zum anderen mit der Live-Musik einer Stehgeigerin, die sich zwischen den Häusern bewegt. Der Ton macht die Musik und ist das verbindende Element. Die Musik des Zuspielbandes wurde von drei Geigerinnen und einem Schlagzeuger auf der Grundlage von Volksmusik und Operettenmelodien entwickelt und eingespielt.

Bezugspunkt dieser Arbeit ist die Münchner Vortragskünstlerin Bally Prell, eigentlich Agnes Paula Prell, Jahrgang 1922: Von Geburt an bis zu ihrem frühen Tod 1982 lebte sie in der Leopoldstraße 77. Mit einer ungewöhnlich tiefen Stimme und großer Musikalität begabt, trat sie schon als Kind öffentlich auf. Der Vater Ludwig Prell, Gitarrenvirtuose, Komponist und Mundartdichter, schrieb ihr zum 31. Geburtstag das Lied, mit dem sie am Platzl debütierte und das fortan ihr Markenzeichen und größter Erfolg wurde: »Die Schönheitskönigin von Schneizlreuth«. 28 Jahre lang stand sie damit als Gesangs-Humoristin auf den Bühnen von Varietés, Wirtshäusern und Bierzelten. Scheinbar setzte sie die Tradition der Volkssänger nach dem 2. Weltkrieg fort, zu ihrem Repertoire zählte neben den Kompositionen ihres Vaters aber auch Klassisches. Sie selbst vertonte Eichendorff-Gedichte, komponierte Walzer und Sonaten. Dies blieb weitgehend unbekannt. Ebenso wie ihr Leben außerhalb des Rampenlichts.

Agnes Paula Prell lebte sehr zurückgezogen im Familienkreis ­ beschützt und unnahbar. Beginn des Stückes ist jeweils um 17.00 Uhr. Am 10. Dezember bereits um 16.00 Uhr.

Artikel vom 29.11.2000
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