Der EHC siegt ohne Trainer und ohne Konzept

Über den Kampf ins Spiel

Sie jubeln zwar wieder, aber schon spielt der EHC derzeit nicht. Foto: mh

Sie jubeln zwar wieder, aber schon spielt der EHC derzeit nicht. Foto: mh

Man mag von Schorsch Kink, dem vor gut einer Woche ziemlich unsouverän gefeuerten Trainer des EHC München denken, was man will. Eines kann man ihm aber nicht vorwerfen: dass er ein unfairer Sportsmann wäre.

Wie selbstverständlich ist Kink beim letzten Heimspiel des EHC München gegen Klostersee, dem ersten Heimspiel nach seiner Entlassung wohlgemerkt, in die Eishalle gegangen. Wie selbstverständlich hat er sich in den Gang gestellt und sich den 5:4 Sieg „seiner“ Jungs angesehen. „Ich mag die Mannschaft, deswegen bin ich hier. Außerdem wollte ich den Junior spielen sehen.“ Junior, das ist sein Sohn Schorschie Kink, der am Sonntag nach seinem Schädelbruch und der damit verbundenen dreimonatlichen Zwangspause wieder sein Comeback in der heimischen Eishalle feierte. Der Besuch sollte sich für Schorsch Kink gelohnt haben: Seine Ex-Mannschaft gewann das Spiel, wenn auch denkbar knapp und alles andere als überzeugend. Viel wichtiger für Kink senior wird aber gewesen sein, dass seinem Sohn, dem lange Zeit die Sportinvalidität drohte, gleich ein Tor gelang. Und sogar ein richtig schönes und wichtiges: 1:3 lag der EHC zu Beginn des zweiten Drittels nach einem wahren Blackout der gesamten Mannschaft schon hinten. Kurze Zeit sah es so aus, als ob das Team auseinanderfallen würde, eine böse Klatsche hätte zu diesem Moment wohl niemanden überrascht. Bis Schorschie Kink sich den Puck erkämpfte, zwei, drei Pirouetten drehte und die Scheibe schließlich ins Tor drosch. Die Mannschaft war wieder wach und mit der Mannschaft auch die Fans. Anschließend sahen die Zuschauer zwar ein flottes Spielchen der Münchner, die durch Tore von Brearley, Thomas Vogl und Newhook auch in Führung gehen konnten. So richtig wie Eishockey sah das was auf dem Eis geschah, allerdings nicht aus: Der an dem Abend von Manager Christian Winkler betreuten Mannschaft fehlte jede taktische Disziplin. Fast schien es, als ob jeder Spieler für sich zeigen wollte, wie toll er doch Eishockey spielen könnte. Da mal eine Pirouette, da noch ein Hackentrick, hier ein scharfer Pass, da noch ein Schlenzer. Die Spieler zeigten wirklich alles, nur zusammenspielen, das wollten sie nicht. Fast konnte man verstehen, wieso Schorsch Kink dem Team ein recht straffes taktisches Korsett übergestülpt hatte. Vielleicht war das sogar die einzige Möglichkeit, um diese Spieler zusammen spielen zu lassen. Nichts desto trotz: Kink ist entlassen, jetzt müssen andere versuchen, mit der Mannschaft den Aufstieg zu schaffen. Und in ihrem Bestreben, einen Trainer zu finden, der „attraktiv spielen lässt“, wurde Winkler in Kanada fündig. Mit Gary Prior wurde bereits am vergangenen Freitag ein Trainer verpflichtet, der zwar schon zwei Jahre aus dem Geschäft draußen war, aber davor in Deutschland unter anderem die Augsburger Panther trainiert hat. Der 47-jährige Prior ist nicht nur ein Trainer aus Kanada, sondern gleichzeitig auch der Berater der kanadischen EHC-Stars Burman, Brearley, Gustafson und Newhook. Am heutigen Mittwoch wird Prior nach München fliegen und am Freitag beim Heimspiel gegen Hannover schon zum ersten Mal an der Bande stehen. Filippo Cataldo

Artikel vom 07.03.2005
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