Das Teamtheater Tankstelle spielt Herzschmerz

München · 9 Tage wunderbare Liebe

Liebe, Lust und Leidenschaft im Teamtheater.	Foto: VA

Liebe, Lust und Leidenschaft im Teamtheater. Foto: VA

Ein Mann erwacht neben einer wunderschönen Unbekannten, von der er nicht weiß, wo und wann er sie kennen gelernt haben könnte. Was nach einem One-Night-Stand aussieht, lässt das Ensemble des Teamtheaters Tankstelle zu einer nicht ganz alltäglichen Liebesgeschichte erwachsen.

Das Stück „9,5 Nächte“ des rumänischen Dramatikers Matéi Visniec erzählt eine Liebesgeschichte, die nur neuneinhalb Nächte andauert, aber in ihrer Intensität kaum erfassbar ist: In den neun Nächten fallen die Liebenden in eine Welt, in der ihre Gefühle die einzige Rolle spielen, sie grenzen sich von der Realität ab, erfinden eine eigene Sprache. Ihre Liebe ist ein rätselhaftes Spiel zwischen Realität und Traum, Liebe und Tod.

„Das können neun Leben sein“, sagt die Angebetete über die seltsamen neun Nächte, die die beiden verbringen.

Der Dramaturg und Poet Matéi Visniec wurde 1956 in Rumänien geboren, wo der Großteil seiner politisch motivierten Stücke an der Zensur scheiterten. Seit Ende der 80er Jahre lebt und arbeitet er erfolgreich in Paris, schreibt viele seiner Stücke auf Französisch.

Nach dem Zusammenbruch des totalitären Systems seiner Heimat gehört er dort zu den meistgespielten Theaterautoren des Landes und wird sogar mit einem jährlichen „Visniec Festival“ geehrt.

Der internationale Durchbruch gelang Visniec 1992 am Theater in Lyon und auf der Bonner Biennale mit „Les chevaux à la fenêtre“ (Die Pferde am Fenster) und inzwischen sind seine Stücke regelmäßig auf dem „Festival d’Avignon“ zu sehen. „Während der Jahre in Rumänien war mein Schreiben von meiner politischen Haltung geprägt, von Protest, sozialer Kritik und Ironie. Eine Liebesgeschichte wie ‚9,5 Nächte’ hätte ich niemals schreiben können“, sagt Visniec über sein künstlerisches Schaffen unter dem Ceaucescu-Regime.

Inzwischen ist es für ihn sogar „dringlich, über ‚den Himmel’ zu schreiben“ und er tut das mit großem Erfolg: Der Berliner Kurier sieht „9,5 Nächte“ als „eine Liebesgeschichte, die Wunder offenbart“ und 1994 wurde sein Stück mit dem „Großen Preis der französischen Autoren- und Komponistengesellschaft“ ausgezeichnet. Visniec selbst liebt Kafka, Dostojewski und Poe, Surrealismus, Dadaismus und das absurde Theater beeinflussen seine Stücke. „Er hat unsere Vorstellungskraft angeregt, unsere Logik zerrüttet und unsere Gedanken beflügelt“, berichtet der Schauspieler und Regisseur Rémi Rauzier vom Stück „9,5 Nächte“.

Wer sich durch die wunderbare und wundersame Liebesgeschichte des Rumänen Flügel verleihen lassen möchte, kommt am heutigen Samstag ins Teamtheater Tankstelle, das schon immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Stücken war und diesmal ein ganz besonderes gefunden hat.

„9,5 Nächte“, 5. 3. 05, 20 Uhr, Teamtheater Tankstelle, Am Einlaß 2a.

Artikel vom 03.03.2005
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