Albrecht Ackerland übers Sammeln

„Da schau her“

Jetzt sind wir langsam richtig eingezogen in die Freya. Wir, Sie erinnern sich, das sind der Luca Cherubino und ich. Die Freya heißt unsere gemeinsame etwas abgewrackte Wohnung in der Maxvorstadt. Eins habe ich bei diesem Umzug wieder erkennen müssen: Es ist wahrlich kein Gerücht, dass auf einen Arbeit zukommt, an die man niemals gedacht hätte.

Es fing schon in meiner alten Wohnung an. Ich dachte mir, soviel Zeug hätte ich ja nun nicht, die paar Möbel, gut, ja, die Bücher und Schallplatten. Aber ist ja alles überschaubar.

Dachte ich. Meine Zeitungs-Leidenschaft hatte ich allerdings übersehen. So hatte ich mein Geraffel in Kisten zusammengepackt, die Möbel zusammengerückt und ein paar Freunde gebeten, mir beim Rüberfahren zu helfen. Sie kamen und schleppten. Ich hatte alle meine gesammelten Zeitungen auf einem Stapel zusammengetragen. Das Aussortieren geht ja schnell – dachte ich. Jetzt sind alle meine Sachen in der neuen Wohnung, es ist viel mehr als ich dachte.

Die Wohnung ist so schön groß, dass man am liebsten gar nichts rein stellen würde, um die Weite nicht zu zerstören. Nein, wir stellen sie garantiert nicht zu – das war unsere Maxime von Anfang an.

Und jetzt? Kistenweise der Krusch überall, dazu viel zu viele Kasterl und Zeug und Klump. Ich hab einmal von der Geschichte eines jungen Mannes gehört, dem sie den komplett vollgeräumten Umzugslaster geklaut haben. Der sagt, seitdem er nichts, und zwar wirklich nichts mehr besitzt, sei er das Glück in Person. Ich nehme ihm das ab, das kann ich Ihnen sagen.

Als ich mich darüber aufregte, wie viel Zeug schon wieder in der neuen Wohnung steht, und davon träumte, nur ein Bett und einen Tisch und ein Bücherregal zu brauchen, fiel mir der Zeitungsstapel in meiner alten Wohnung in Giesing ein. Meine geliebten Zeitungen voller Artikel, die ich über die Jahre als bewahrenswert befand. Und jetzt? Ich fuhr hin, nahm die oberste Zeitung schlug sie auf. Und begann zu lesen. Ich musste fünf Stunden auf dem Boden vor dem Stapel gesessen haben, als mich der Rappel packte.

Das ist kein Archiv, das ist messiemäßig. Zwölf Bananenkisten voll mit Archivmaterial, das binnen Sekunden zu Altpapier wurde, schleppte ich runter zum Container. Dann fuhr ich zurück zur Freya. Auf dem Weg kaufte ich drei Magazine und eine Wochenzeitung. In der Wohnung empfing mich Luca freudestrahlend: „Hey Albrecht, ich hab gerade die „Gazzetta dello Sport“ und die „Neue Zürcher Zeitung“ probeabonniert!“

Artikel vom 17.02.2005
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