Auch die Landeshauptstadt hat ein großes Herz für die Flutopfer

München hilft

Deutsche Hilfe auch in Aceh: Die Bundeswehr hat ein Feldlazarett errichtet, um den Einheimischen zu helfen. 	 Foto: Bundeswehr / Schmidt

Deutsche Hilfe auch in Aceh: Die Bundeswehr hat ein Feldlazarett errichtet, um den Einheimischen zu helfen. Foto: Bundeswehr / Schmidt

Während die Welt weiter den Atem anhält angesichts des Schreckens der Flutkatastrophe in Südostasien, rücken Länder und Städte zusammen wie nie zuvor. Spendenbeträge haben in diesen Tagen astronomische Summen erreicht, alleine die Bundesregierung hat 500 Millionen Euro an langfristiger Hilfe zugesichert und ist damit hinter Australien an den zweiten Platz der Geberländer avanciert.

Auch die Münchner zeigten sich großherzig: An nur einem einzigen Tag haben sie dem Bayerischen Roten Kreuz in einer Aktion am Marienplatz 25.000 Euro gespendet – eine Leistung, die nicht zuletzt Staatsministerin Christa Stewens beeindruckte, die zusammen mit BRK-Präsidentin Christa Prinzessin von Thurn und Taxis mit einer Sammelbüchse in der Fußgängerzone unterwegs war: „Die Bereitschaft der Münchner ist enorm.“

Das Trauma in den Katastrophengebieten rund um den Indischen Ozean indes ist auch nach drei Wochen allgegenwärtig: Nach jüngsten Schätzungen der Vereinten Nationen hat die Todeswelle 200.000 Menschen das Leben gekostet, 1,5 Millionen Kinder sind von den Folgen des Bebens betroffen. Eine Horrormeldung jagt die nächste: Nicht nur vor der Ausbreitung von Seuchen und Epidemien wird gewarnt, auch Plünderungen und Vergewaltigungen sind nach Augenzeugenberichten an der Tagesordnung. Rechtsfreie Räume entstehen in dem Chaos, Kinder drohen zu Opfern von Menschenhandel zu werden.

Laut Informationen von Unicef sind alleine in der Provinz Aceh im Norden Sumatras immer noch 700.000 Kinder von Krankheit und Wassermangel, körperlichen oder seelischen Verletzungen betroffen. Hier ist die Bundeswehr mit einem Sanitätstrupp und einem Lazarett vor Ort.

Um wenigstens die unmittelbarste Not zu lindern, haben auch Deutschlands große Fernsehanstalten Anfang Januar Spendengalen veranstaltet. Alleine ZDF und SAT.1 haben 52,5 Millionen Euro gesammelt, stündlich kommen neue Riesenbeträge in Telefonaktionen hinzu. Doch manch einer mag sich fragen: Wie viel Geld kommt nun tatsächlich den Opfern der Katastrophe zugute? Muss zur Deckung der Unkosten nicht wieder gehörig etwas in die eigenen Taschen zurück fließen?

„Jeder Cent unserer Aktion ist für die Opfer dieser Katastrophe vorgesehen“, versichert Maria Zimmer-Geyer vom ZDF. Zu Höhe und Umfang der Produktionskosten will sie zwar keine Angaben machen, bekräftigt aber, dass der Fernsehsender diese „ganz alleine trägt“. 40 Millionen Euro waren am 4. und am 5. Januar nach den Telefonhotline-Aktionen zustande gekommen, inzwischen ist der Betrag auf 40,7 Millionen angewachsen.

Auch SAT.1 verzeichnet Rekordergebnisse: 12,7 Millionen kann der private Fernsehsender verbuchen, und auch hier ist nach Angaben des Senders alles für die Betroffenen bestimmt. Das Geld der BRK-Aktion ist ebenfalls komplett für die Katastrophenregion vorgesehen. „Davon geht alles nach Südasien“, informiert BRK-Sprecherin Hanna Hutschenreiter. Doch nicht nur gemeinnützige Einrichtungen, auch Münchner Unternehmen stellen alles Menschenmögliche auf die Beine, um zu helfen – finanziell, logistisch oder mit Sachgütern.

Dabei soll das spezielle Know-How der einzelnen Branchen gezielt zum Tragen kommen, um die Arbeit so effizient wie möglich zu machen. Der Siemens-Konzern plant zwei „Stoßrichtungen“: Mit einem Sofortmaßnahmeprogramm will er eine Millionen Euro zur Verfügung stellen, „die bei Bedarf aufgestockt werden“, wie Konzernsprecher Eberhard Dombeck mitteilt. Das Unternehmen plant außerdem, medizinische Geräte für Krankenhäuser sowie technologische Ausrüstung für die Energieerzeugung und Wasserversorgung in besonders schwer von der Katastrophe betroffenen Gebieten einzufliegen und vor Ort zu installieren.

Die Accor-Hotelgruppe wiederum hält für nach Hause fliegende Passagiere kostenlos Zimmer bereit, „unabhängig davon, ob sie Gäste von Accor-Hotels waren oder nicht“, wie Marc Schnerr von der Münchner Hauptniederlassung ausführt. Der Kaufhof-Konzern hingegen bündelt seine Hilfsmaßnahmen in Sachgütern, insbesondere in Madras im Südosten Indiens, wo tausende Fischer von der Todeswelle heimgesucht wurden.

Hier gilt es, den Opfern dabei zu helfen, sich eine neue Existenz aufzubauen – soweit dies in der gegenwärtigen Situation überhaupt möglich ist. „Das kann mit Fischernetzen oder mit einem neuen Boot sein“, erläutert der Sprecher der Metro-AG, Albrecht von Truchseß. Die Münchner Hypo-Vereinsbank wird nach Angaben von Sprecher Hartmut Pfeifer 200.000 Euro an Soforthilfe aufbringen. Zudem will sie den Betrag einer derzeit noch laufenden Spendenaktion verdoppeln.

Auch die Stadt München will nicht tatenlos zusehen. Der Erlös eines Benefizkonzerts, das die Münchner Stadtwerke unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Christian Ude mit organisiert haben, „ist komplett für die Opfer vorgesehen“, informiert Stadtwerke-Sprecher Christian Miehling. Außerdem möchte sich die Stadt drei Jahre lang mit jährlich mindestens 250.000 Euro am Wiederaufbau beteiligen. „Den Menschen in der betroffenen Region muss sofort und unbürokratisch geholfen werden.

Doch über die Soforthilfe hinaus benötigen sie eine nachhaltige Unterstützung beim Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur“, erläutert der Münchner Grünen-Fraktionschef Sigfried Benker das langfristige Engagement der Landeshauptstadt. Vor allem der völlig zerstörten Stadt Batticaloa auf Sri Lanka sollen die Münchner Gelder zugute kommen. Mit der Stadt arbeitete die Landeshauptstadt bereits vor der Katastrophe im Rahmen des EU-Umweltprojektes zusammen.

Wenn auch Sie sich am Wiederaufbau Batticaloas beteiligen wollen, können Sie Spenden auf folgendes Konto überweisen. Der Ertrag wird komplett in den Wiederaufbau fließen: Konto:384040 Stadtsparkasse München BLZ:701 50 000 Kennwort „Fluthilfe - München hilft Batticaloa“.

Von Rafael Sala

Artikel vom 13.01.2005
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