400 Auftritte in einem Monat: In diesem Jahr drehen sich die Schäffler wieder

Und sie tanzen wieder

Nur alle sieben Jahre geben die Schäffler Lebensmut. Wie hier im Münchner Krankenhaus Dritter Orden.	Foto: Janina Lichkofsky

Nur alle sieben Jahre geben die Schäffler Lebensmut. Wie hier im Münchner Krankenhaus Dritter Orden. Foto: Janina Lichkofsky

München · Wer 400 Auftritte in 33 Tagen durchführt, muss einen langen Atem haben. Und braucht eine lange Vorbereitung bis alles sitzt und eben genannter lange Atem tatsächlich da ist. Die Tanzgruppe der Münchner Schäffler hat beides.

Sowohl einen langen Atem, als auch eine lange Vorbereitung hinter sich. Genauer gesagt haben sich die 25 Mitglieder des traditionsreichsten Münchner Tanzvereins seit Oktober 2004 zwei Mal in der Woche in einem ehemaligen Malzboden einer Münchner Brauerei getroffen, um die sieben Tanzfiguren des Schäfflertanzes einzustudieren.

Am Dreikönigstag am vergangenen Donnerstag dann hatten sie nach sieben langen Jahren ihren ersten Auftritt am Marienplatz. Der erste Tanz galt, auch das ist eine lange Tradition, dem Münchner Oberbürgermeister, der es sich natürlich nicht nehmen ließ persönlich vor Ort zu sein.

Man merkt schon, die Zahl sieben hat für die Schäffler, mit ihrer feierlichen Kleidung, bestehend aus grüner Kappe mit weiß-blauem Flaum, weißem Hemd mit sogenannter »Pestschleife«, roter Joppe, Lederschurz und schwarzen Haferlschuhen, eine wichtige Bedeutung.

In alten Zeiten soll die Pest alle sieben Jahre verstärkt aufgetreten sein«, erklärt Willi Schmid, Vorsitzender des Schäffler-Fachvereins. In jenen dunklen Jahren zwischen dem Mittelalter und Neuzeit raffte die Pest regelmäßig Zehntausende Bewohner der damals aufstrebenden Stadt München dahin. Im Jahre 1517 war es wieder einmal so weit: die Pest wütete durch die Stadt und ließ Tausende sterben.

Außer Totengräbern traute sich niemand auf die Straße. Da hatte ein namentlich nicht bekanntes Mitglied der Schäffler-Zunft – also ein Fassbauer – die Idee, dem schwarzen Tod mit Mut und Fröhlichkeit entgegenzutreten. Die Münchner müssen nicht schlecht gestaunt haben, als plötzlich festlich gekleidete Schäffler fröhlich durch die Stadt gezogen sind und für die Bevölkerung getanzt haben, um sich dann anschließend in den Fischbrunnen zu werfen. Damit wollten sie zeigen, dass die Luft und das Wasser rein seien. Zweifelhaft ist natürlich, ob die Schäffler tatsächlich die Pest vertrieben haben mit ihrem Tanz. Allerdings gaben sie der Bevölkerung unzweifelhaft ihren Lebensmut zurück.

Spätestens seit 1760 finden in München alle sieben Jahre zum Gedenken an den ersten Auftritt zur Faschingszeit die Schäfflertänze statt. Darbietung und Kostüme haben sich während dieser Zeit kaum geändert, doch mittlerweile dürfen auch – anders als früher – unverheiratete Männer mittanzen. Außerdem müssen die Schäfflertänzer seit 1970 auch auf Männer zurückgreifen, die einen anderen Beruf erlernt haben als den des Fassbauers – mittlerweile gibt es in ganz München nur noch einen traditionellen Schäfflerbetrieb.

Die Münchner Schäffler tanzen sich heuer noch bis zum 8. Februar durch die ganze Stadt, darunter auch in der Au und in Haidhausen So kann man sie am Montag, 17. Januar, um 17 Uhr auf dem Weißenburger Platz bewundern, zwei Wochen später, am Montag, 31. Januar, ebenfalls um 17 Uhr auf dem Mariahilfplatz. Das genaue Programm mit allen Terminen gibt es im Internet unter www.schaefflertanz.com.

Filippo Cataldo

Artikel vom 11.01.2005
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