Der EHC gewinnt das Derby gegen Rosenheim

Sieg im Schlachthof

Der EHC gewinnt - mittlerweile sogar wieder mit schönem Eishockey. Foto: mh

Der EHC gewinnt - mittlerweile sogar wieder mit schönem Eishockey. Foto: mh

Was ist des Münchners liebste Freizeitbeschäftigung? Nun, wenn Fans des Münchner Eishockeys gefragt werden, wird das Abschlachten von Ochsen in der Rangliste sicherlich ganz weit oben landen. Denn mit Ochsen wird in diesem Fall keinesfalls eine stattliche, wenn auch kastrierte, männliche Kuh bezeichnet, sondern vielmehr der sportliche Erzfeind der Münchner, die Rosenheimer „Starbulls“, zu Deutsch also Sternochsen.

Seit Jahrzehnten hegen Landeshauptstädter und Rosenheimer schon eine gesunde Hassliebe füreinander, wie sie im deutschen Eishockey sonst selten vorkommt. Spiele der blau-weißen Münchner gegen die grün-weißen Rosenheimer bringen eigentlich immer volle Hallen und fast immer heiße Duelle auf dem Eis. Inklusive etlichen Disziplinarstrafen hüben wie drüben. Am 9. Januar machten sich also rund 800 Münchner Anhänger auf den Weg in den Kuhstall, äh, in die schmucke, aber doch recht baufällige Kathrein-Arena zu Rosenheim. Empfangen wurden sie von rund 3300 Grün-Weißen, und von zwei Mannschaften, die das eher langweilige letzte Derby in München vergessen machen wollten. Ab dem ersten Bully lief der Puck auf beiden Seiten konsequent aufs Tor der gegnerischen Mannschaft. Wobei sich im ersten Drittel vor allem die Gastgeber klare Feldvorteile erspielen konnten. Doch auch die von einer beispiellosen Verletztenmisere (fünf Stammkräfte mussten ersetzt werden) angetretenen Münchner, glänzten immer wieder mit schönen Breaks. Und hinten half eine gut aufgestellte Abwehr – und ein hervorragend disponierter Denis Hipke. Wie schon in den Spielen zuvor bewies der 22-jährige Vertreter von Stamm-Torhüter Joey Vollmer, dass ihn die anfängliche Kritik von Fans und Trainer zu besseren Leistungen motiviert hat. Die sichere Abwehrleistung verhalf dem Münchner Spielaufbau zu mehr Ruhe, so dass das 1:0 durch Mario Jann in der 19. Minute nur noch eine logische Konsequenz war. Angespornt vom Erfolgserlebnis drückte der EHC dann im Mitteldrittel gehörig auf das Gaspedal. Der Lohn: Drei Tore in vier Minuten durch Peppi Eckmair, Peter Brearley und Mike Burman. Spätestens nach dem 4:0 war wohl jedem in der Rosenheimer Kathrein-Arena klar, wer das Spiel gewinnen würde. Für die Rosenheimer ging es nur noch um Schadensbegrenzung und der EHC versuchte alles, um Denis Hipke seinen ersten Shut-Out im EHC-Trikot zu ermöglichen. Und da auf dem Eis nicht mehr so viel passierte, trugen die beiden Fanlager eben ihren eigenen Wettstreit aus: Wer kennt die besten Hass-Lieder, wer die besten Schimpfwörter, und aus welcher Kurve fliegen mehr Becher und Feuerzeuge aufs Eis. Eindeutiger und klarer Sieger in der letzten, äußerst fragwürdigen Kategorie wurden dabei die Grün-Weißen. Es sollte der einzige Sieg für Rosenheim bleiben an diesem Abend. 5:0 (Ron Newhook traf noch im Schlussdrittel) für den EHC München hieß es nach der Schlusssirene. Und mit Mike Burman stellten die Münchner auch den Player of the Game. Weil der EHC auch das Freitagsheimspiel gegen den EV Füssen klar mit 5:1 gewinnen konnte (Tore: zwei Mal Alex Leinsle, Mario Jann, Florian Vollmer, Thomas Vogl), sprach Trainer Schorsch Kink nach dem Spiel von einem „perfekten Wochenende“. Der Vorsprung auf den zweiten Tabellenrang beträgt nunmehr fünf Punkte. Aber viel wichtiger ist, zumindest im Eishockey-München dieser Tage, dass die Ochsen aus der Provinz geschlachtet wurden.

Filippo Cataldo

Artikel vom 10.01.2005
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